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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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An diesen Gegensätzen wäre das Kyoto-Protokoll auch fast gescheitert<br />

– obwohl es ohnehin nur eine minimale Reduktion der CO2-Emissionen<br />

von 5,2 % zwischen 2008 und 2012 vorsah. 104 Denn es sollte erst in<br />

Kraft treten, sobald mindestens 55 Staaten das Abkommen ratifizieren,<br />

die zusammengerechnet mehr als 55 % der Kohlendioxid-Emissionen<br />

der Industrieländer des Jahres 1990 verursachen. Auch hier spiegelt<br />

das Protokoll die Wettbewerbslogik wider: Standorte zeigen sich nur<br />

bereit, Klimaschutz zu betreiben, wenn konkurrierende Wettbewerber<br />

sich ebenfalls zur Übernahme von Kosten bereiterklären. »Vorsorgender<br />

Umwelt- und Klimaschutz ist zwar notwendig, er darf jedoch nicht<br />

zu einem strukturellen Standortnachteil werden«, so der Bundesverband<br />

der deutschen Industrie.<br />

Indien und China lehnten das Protokoll zunächst mit Hinweis auf drohende<br />

Wachstumseinbußen ab, ratifizierten es dann aber, ohne Pflichten<br />

bei der Emissionsminderung einzugehen. Und im Jahr 2001 verweigerten<br />

auch die USA, die das Protokoll zunächst unterzeichnet hatten,<br />

eine Ratifizierung. Der US-Senat wies ein international verbindliches<br />

Klimaschutzabkommen zurück, solange nicht auch Entwicklungsländer<br />

zu Emissionsreduktionen verpflichtet würden, oder wenn der US-Wirtschaft<br />

ein »schwerwiegender Schaden« drohe. Adressat der amerikanischen<br />

Bedenken war insbesondere die aufstrebende Wirtschaftsmacht<br />

China, deren zunehmende CO2-Emissionen weniger als Zerstörung der<br />

natürlichen Lebensgrundlagen, sondern vielmehr als Umweltdumping<br />

und unfairer Wettbewerbsvorteil gebrandmarkt wurden. 105 Erst im Februar<br />

2005 konnte das Kyoto-Protokoll mit dem Beitritt Russlands in<br />

Kraft treten.<br />

Die EU brauchte vier Jahre zur Ratifizierung des Protokolls, anschließend<br />

jedoch machte sie sich zum Vorreiter für den Klimaschutz – er-<br />

104 Diese 5,2 % Minderung relativieren sich an der Tatsache, dass wegen des Zusammenbruchs<br />

der osteuropäischen Industrien die Emissionen der Kyoto-Staaten im Jahr<br />

1997 bereits um 8 % niedriger lagen als 1990. In Kyoto wurde also faktisch ein weiterer<br />

Anstieg der Emissionen vereinbart.<br />

105 Die konservative US-Regierung unter Präsident George W. Bush lehnte bis kurz vor<br />

ihrem Ende das Kyoto-Protokoll ab mit dem Hinweis, der Einfluss der industriellen<br />

CO2-Emissionen auf das Klima sei nicht hinreichend belegt. Es handelte sich hier<br />

nicht um eine wissenschaftliche Kontroverse über die Folgen anthropogener CO2-<br />

Emissionen auf das globale Klima. Mit ihrer Ablehnung des Kyoto-Protokolls stellte<br />

die US-Regierung schlicht klar, dass die Kosten des Klimaschutzes von anderen Ländern<br />

zu tragen seien und dass Wettbewerbsnachteile ein zu hoher Preis für den Beitritt<br />

der USA seien.<br />

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