Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
EU-ABGASNORM:<br />
FAULER KOMROMISS<br />
weltminister Sigmar Gabriel erklärte: »Der Richtlinienvorschlag der EU<br />
zum CO2-Ausstoß hat nichts mit Klimaschutz zu tun, sondern ist ein<br />
Wettbewerbskrieg gegen die deutschen Autohersteller« (ZDF-Morgenmagazin<br />
19. 12. 2007).<br />
Auf Druck der deutschen Politik wurde der ursprüngliche Plan der EU-<br />
Kommission modifiziert. Ab 2012 gelten 120 g/km als Zielwert für die<br />
Durchschnittsemission aller EU-weit neu zugelassen Pkw. 130 g/km<br />
muss auf der Antriebsseite, also durch effizientere Motoren, erfüllt werden.<br />
Dabei handelt es sich nicht um eine Obergrenze für einzelne Fahrzeuge,<br />
sondern um den Durchschnitt der gesamten EU-Neuwagenflotte.<br />
5 g/km können durch erhöhte Biokraftstoffquoten und weitere 5 g/km<br />
über Leichtlaufreifen, Reifendruckkontrolle oder effiziente Klimaanlagen<br />
erzielt werden. Bis zu 7 g/km können Hersteller durch Ökoinnovationen<br />
(Solardächer, Wärmerückgewinnung etc.) wettmachen. Zudem<br />
zählen Fahrzeuge, die weniger als 50 g/km ausstoßen, in der Berechnung<br />
des CO2-Ausstoßes der Flotte eines Herstellers mehrfach (3,5fach<br />
in 2012/13, 2,5-fach in 2014 und 1,5-fach in 2015). Die Regelung gilt<br />
nicht bereits ab 2012, sondern tritt nur stufenweise in Kraft. Im ersten<br />
Jahr (2012) gilt das Flottenziel für 65 % der verkauften Pkw eines Herstellers,<br />
im zweiten für 75 %, im dritten für 80 %. Erst ab 2015 muss der<br />
Flottendurchschnitt aller neu zugelassenen Pkw in der EU das Emissionslimit<br />
von 120 g/km einhalten. Für 2020 gibt die EU 95 g/km als Ziel<br />
für die Neuwagenflotte aus. Zum Vergleich: Aktuell stoßen Neuwagen<br />
im Schnitt um die 160 g/km aus. Die EU behält sich vor, die Ziele und<br />
Strafen nach einer Revision im Jahr 2013 zu korrigieren.<br />
»Aus ökologischer Sicht« ist diese Regelung ein »großes Zugeständnis«<br />
an die Industrie, meint selbst die Deutsche Bank (Heymann 2009, 5).<br />
Die Übergangsfristen sind lang und entsprechen einer Verschiebung<br />
des Klimaschutzes. Durch die hohe Anrechnung von »Öko-Innovationen«<br />
und die starke Berücksichtigung von besonders umweltfreundlichen<br />
Fahrzeugen wie Elektroautos »könnte der durchschnittliche CO2-<br />
Wert für Neufahrzeuge im Jahr 2015 im Bereich von 140 g/km zu liegen<br />
kommen – der Wert, der gemäß einer freiwilligen Vereinbarung mit der<br />
EU bereits 2008/09 erreicht sein sollte«. 122<br />
Zudem kommt die Regelung vor allem der deutschen Autoindustrie zugute.<br />
Denn sie baut besonders große und schwere Wagen – die auch die<br />
122 Österreichisches Umweltbundesamt. www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/verkehr/<br />
fahrzeugtechnik/pkw/co2_pkw_2008/<br />
131