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Grünen Kapitalismus - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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staat für Unternehmen beschreiben lässt – diese Tendenz ist jetzt schon<br />

in den »Rettungspaketen« für Banken und andere Finanzmarktakteure<br />

sichtbar. Die Frage, wen der Staat denn nun rettet, lässt sich immer relativ<br />

leicht folgendermaßen beantworten: diejenigen, die die Macht haben,<br />

den Staat dazu zu bringen, sie zu retten. Unsere Hypothese, im<br />

Gegensatz zum äußerst rosigen Bild der Situation, das von vielen progressiven<br />

FürsprecherInnen des GND gezeichnet wird, ist deshalb, dass<br />

Löhne weiter nach unten tendieren oder zumindest als Anteil des (globalen)<br />

BIP stagnieren werden. Dies ist keine Perspektive, die uns mit<br />

Freude erfüllt, aber wir sehen keinen Grund, warum es im GND-Projekt<br />

anders kommen sollte, was zugleich die Akkumulationsmöglichkeiten<br />

in einem grünen <strong>Kapitalismus</strong> angesichts beschränkter Nachfrage<br />

begrenzen würde. Der erhoffte Wachstumsschub wäre möglicherweise<br />

zu gering (vgl. Candeias 2009b). Höhere Löhne müssen immer erkämpft<br />

werden, und die Fähigkeit der ArbeiterInnen, dies zu tun, ist<br />

nicht gerade auf ihrem historischen Höchststand. Es stellt sich nun die<br />

Frage: Wenn Löhne stagnieren oder gar sinken, was geschieht auf der<br />

anderen Seite dann mit den Kosten der persönlichen und gesellschaftlichen<br />

Reproduktion?<br />

<br />

<br />

Die Relevanz des Themas sinkender oder stagnierender Löhne kann<br />

aus zwei Blickwinkeln analysiert werden: erstens aus einer makroökonomischen<br />

Perspektive – vertreten zum Beispiel von Keynes –, in welcher<br />

das Lohnniveau gleich der effektiven Nachfrage, oder zumindest<br />

die zentrale Quelle derselben, ist. Zweitens aus der Perspektive der ArbeiterInnen,<br />

wo Löhne über die Fähigkeit oder Unfähigkeit bestimmen,<br />

die Bedürfnisse des Alltagslebens zu erfüllen: Essen, Brennstoff, Wohnung,<br />

etc. – Resultat der Tatsache, dass ArbeiterInnen zumeist vor allem<br />

ihre Arbeitskraft zu verkaufen haben. Uns interessiert hier die zweite<br />

Perspektive.<br />

Aus einer klassisch-marxistischen Perspektive müssen Löhne mehr oder<br />

minder genau dem Wert der Arbeitskraft entsprechen, also dem Wert<br />

derjenigen Waren und Dienstleistungen, die notwendig sind, um das<br />

Leben der Arbeiterinnen, der Arbeiter und ihrer Familien zu (re)produzieren<br />

(Marx, MEW 23, 181 ff.). Wenn dies nicht der Fall ist, wenn die<br />

170<br />

GRÜNE MARKT-<br />

WIRTSCHAFT<br />

SCHAFFT ARMUT

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