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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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auch Fremdtechnologien umfasst, die von der politischen Regierung bis zur<br />

Regierung des Selbst reichen. „Souverän“ und „Untertan“ erwecken den<br />

Anschein in neoliberalen Rationalitäten eins zu werden. Die „Untertanen“ haben<br />

das Handeln des „Souveräns“ in ihr Handeln integriert (vgl. Gutiérrez<br />

Rodríguez/Pieper 2003: 11). 95 Durch die Integration in die Individuen wird die<br />

ohnehin fragwürdige liberale Grenzziehung zwischen Öffentlichem und<br />

Privatem unsicher. Nicht nur, was öffentlich und was privat, sondern auch was<br />

staatlich, gesellschaftlich oder ökonomisch ist, steht noch mehr als bisher zur<br />

Disposition (vgl. Lemke 2007: 54). 96<br />

Es ist auf die Gouvernementalität zurückzuführen, „[…] was in die<br />

Zuständigkeit des Staates gehört und was nicht in die Zuständigkeit des Staates<br />

gehört, was öffentlich ist und was privat ist, was staatlich ist und nicht staatlich<br />

ist“ (Foucault 2000: 66). Liberale Strömungen treten für den Respekt der<br />

Regierung vor den Gesetzen des Marktes ein. In der neoliberalen<br />

Gouvernementalität ist der Markt nicht das Prinzip, das die Regierung dazu<br />

anhält, sich selbst zu begrenzen, sondern er repräsentiert das Prinzip, in dem<br />

staatliche Regulationen in Form eines permanenten „ökonomischen Tribunals“<br />

(Foucault 2004a: 342) auftreten (vgl. Bröckling et al.: 17).<br />

Die Verallge<strong>meine</strong>rung des ökonomischen Prinzips übernimmt zwei Aufgaben.<br />

Einmal stellt sie ein Analyseprinzip dar, mit dem nicht-ökonomische Gebiete<br />

und Verhaltensweisen anhand von ökonomischen Parametern gemessen werden.<br />

Nicht nur soziale Beziehungen, sondern auch individuelle Handlungen passen<br />

sich in einen ökonomischen Wahrscheinlichkeitsraum ein. Zum anderen<br />

bekommt das ökonomische Schema den Charakter eines Programms, durch das<br />

eine Kritik der Regierungspraktiken über Marktbegriffe möglich wird. Damit<br />

wird bei ihnen nicht nur Verschwendung oder Missbrauch geprüft, sondern sie<br />

werden auch nach der Maßgabe von Angebot und Nachfrage gefiltert (vgl.<br />

Bröckling et al. 2000: 16f.).<br />

Die Chicagoer Schule, als ein derartiges Programm, redefiniert das Soziale als<br />

Teil des Ökonomischen, wonach die „ökonomische Form“ generalisiert wird.<br />

Dem Sozialen widerfährt eine Ökonomisierung, die als einzige Gemeinsamkeit<br />

der neoliberalen Subjekte den Kampf aller gegen alle versteht. Das ökonomische<br />

Prinzip siedelt sich im Subjekt an, indem die Formierung des Selbst an<br />

95 In der Organisationssoziologie wird davon gesprochen, dass Bedingungen geschaffen<br />

werden, unter denen im verstärkten Maße die Beherrschten den gleichen Zielen nachgehen<br />

wie die Herrschenden. Sie verwandeln sich funktional in Selbstbeherrschte, was gleichzeitig<br />

Herrschaft völlig neu konstituiert (vgl. Moldaschl/Sauer 2000: 213).<br />

96 Eine Münchner Werbeagentur ermöglicht, das Recht politischer Meinungsäußerung zu<br />

delegieren (vgl. www.mein-demonstrant.de). Während sich der Nutzen für die Werbeagentur<br />

aus der PR ergibt, verweist Ulrike Bergermann auf eine Agentur, bei der man Demonstranten<br />

wie Hostessen mieten kann. Diese augenscheinliche Kommerzialisierung des öffentlichen<br />

Raumes lässt sich nicht mehr mit einem liberalen Vokabular fassen (vgl. Bergermann 2007).<br />

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