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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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„Genealogie des modernen Staates“ nicht systematisch untersucht. 67 Ein Thema<br />

seiner Forschungsarbeiten war die Analyse der Transformation von einer<br />

klassisch-liberalen zu einer neoliberalen Rationalität. Hierbei sah er die Idee des<br />

keynesianischen Wohlfahrtsstaates, individuelle Freiheit und Verantwortung<br />

gemeinschaftlich abzufedern, sowohl von konservativer als auch<br />

herrschaftskritischer Seite in Frage gestellt (vgl. Lemke 1997: 239f.).<br />

Die Transformation von Geschlecht, Sexualität und Leistung zu einer<br />

postmodernen Subjektkultur des Arbeitens steht unter dem Einfluss zum Teil<br />

unabhängiger kultureller Prozesse seit Beginn der 1970er Jahre. So ist einmal<br />

ein post-bürokratischer Managementdiskurs zu verzeichnen, der durch die<br />

ökonomische Chicagoer Schule angestoßen worden ist. Des Weiteren hat sich<br />

die Identität der Arbeit und damit der Anspruch an sie in den neuen<br />

Mittelschichten modifiziert. Diese legen unter Einfluss der Gegenkultur an die<br />

Arbeit den Maßstab einer kreativ-künstlerischen Selbstverwirklichung.<br />

Darüberhinaus werden im Zuge der „digitalen Revolution“ institutionelle<br />

Grenzüberschreitungen und „Symbolarbeit“ erleichert. Ebenso muss auf<br />

organisatorischer Ebene auch auf die Veränderung der Konsumkultur vom<br />

„sozialen Normalismus zur Individualästhetik“ reagiert werden (vgl. Reckwitz<br />

2006: 501).<br />

Neoliberale Politiken versuchen eine Wirklichkeit auf performativem Wege<br />

herzustellen, die sie gleichzeitig als bereits bestehend annehmen. Neoliberale<br />

Politiken formen Lebensbedingungen, in die sich die Subjekte hereinarbeiten.<br />

Sie strukturieren die Deutung der Welt und der Menschen sowie sie andere<br />

Deutungen ausschließen. Als besonders erscheint es, dass „Souverän“ und<br />

„Untertan“ in neoliberalen Rationalitäten eins zu werden scheinen. Die<br />

„Untertanen“ haben das Handeln des „Souveräns“ – scheinbar – in ihr Handeln<br />

integriert (vgl. Gutiérrez Rodríguez/Pieper 2003: 11). Normen gehen damit in<br />

Normalisierungen über und ein eingrenzendes und äußerliches Prinzip wird<br />

durch ein regulatorisches und inneres ausgetauscht. Darauf soll im Folgenden<br />

näher eingegangen werden.<br />

67 Eine systematische Untersuchung des Wandels findet sich in der politischen Ökonomie<br />

beispielsweise der französischen Regulationsschule. Diese stellt den Übergang von der<br />

fordistischen zur postfordistischen Regulationsweise dar, die sich mit Veränderungen in den<br />

Verwertungsprozessen in Bezug auf die Veränderungen in der sozio-politischen Sphäre und<br />

umgekehrt auseinandersetzt. In Deutschland haben Joachim Hirsch und in Großbritannien<br />

Bob Jessop ihre Positionen übernommen und weiterentwickelt. Im Gegensatz zu den<br />

Gouvernementalitätsstudien liegt ihr Augenmerk mehr auf der Analyse der ökonomischstaatlichen<br />

Institutionen als auf dem Ineinandergreifen von „Technologien des Selbst“<br />

(Bröckling et al. 2000: 8) und Herrschaftstechniken (vgl. exemplarisch Hirsch et al. 2001).<br />

Ihre kapitalismuskritischen Perspektiven stellen zwar eine wichtige Bezugstheorie zur<br />

Analyse gegenwärtiger Veränderungen dar, aber die Nachordnung der<br />

Geschlechterverhältnisse als Platz gesellschaftlicher Kämpfe in ihrer theoretischen Analyse<br />

stellt einen Mangel dar (vgl. Brenssell/Habermann 2001; Pühl 2003: 113).<br />

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