Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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Von feministischer Seite wird an dem Modell des homo oeconomicus seine<br />
Realitätsferne kritisiert. Es besteht ein Widerspruch zwischen dem Postulat der<br />
Freiheit des Individuums und seiner Reduktion auf sich selbst und der<br />
bestehenden Abhängigkeit zur sozialen Umwelt bei der Konstituierung<br />
individueller Identität. Diese individuelle Identität meint auch die Bildung einer<br />
Geschlechtsidentität. Die Lebensverhältnisse von Frauen lassen sich noch<br />
weniger als die von Männern auf die neoklassische Theorie reduzieren.<br />
Gesellschaftlich wird Frauen das Private zugeschrieben, während Männer ihre<br />
Interessen auf dem Markt vertreten. Frauen erledigen die unbezahlte<br />
Reproduktionsarbeit: „Diese ‚Arbeit für andere‘ ist entsprechend weniger mit<br />
Selbstinteresse und individueller Nutzenmaximierung als mit ‚Sorge um andere‘<br />
und Empathie verbunden, sie erfordert eher Kooperation denn Konkurrenz“<br />
(Michalitsch 2006: 120). Was später für den Punkt der<br />
Geschlechterperformativität von Bedeutung werden wird, ist, dass in der<br />
modernen Geschlechterordnung die Frau nicht getrennt vom Körper gedacht<br />
werden kann. Die Frau ist der gebärende und nährende Körper. Sie ist Natur,<br />
während der Mann mittels der Rationalität die Natur bezwingt (vgl. Pateman<br />
1994: 334ff.).<br />
Das heißt, dass Arbeit auch eine sexuelle Dimension besitzt, wie es Boudry et al.<br />
mit ihrem Begriff der „sexuellen Arbeit“ (2000: 9) zu fassen versuchen (vgl.<br />
weitere Analysen zur Kohärenz von Geschlechtsidentität, Heterosexualität und<br />
Arbeitsposition McDowell 2000; Roper 1996; Wagenknecht 2003). Dem Begriff<br />
liegt eine Umarbeitung des Verständnisses von Produktion und Reproduktion,<br />
von Öffentlichkeit und Privatheit, von Subjektivität und Herrschaft zugrunde.<br />
Dieser Begriff stellt grundsätzlich die Trennung von Arbeit und Sexualität in<br />
Frage, denn „sexuelle Arbeit“ findet sowohl am Arbeitsplatz als auch zu Hause<br />
statt. So wie das Heim ökonomischen Tauschverhältnissen unterliegt, sind<br />
Geschäftsbeziehungen von Emotionen durchzogen. 59 Rastetter spricht anstelle<br />
von „sexueller Arbeit“, die sie mit Arbeit in der Sexindustrie verknüpft, von<br />
„sexualisierter Arbeit“, bei der zur Arbeitsaufgabe „‘weibliche, eng mit<br />
Sexualität verknüpfte Attribute“ gehören (vgl. Rastetter 1994: 146):<br />
„Sexualisierte Frauenarbeit bringt Männer und Frauen am Arbeitsplatz in ein<br />
Verhältnis, das von sexuellen Machtunterschieden und der<br />
Heterosexualitätsnorm gekennzeichnet ist […]“ (ebenda: 161). Auch Rosemary<br />
Pringle lässt auf die Frage “What is a Secretary?” einen leitenden Angestellten<br />
antworten, dass “[…] secretaries are women 60 , and that they work for bosses<br />
(who are presumed to be men)” (Pringle 1989: 1).<br />
59 Auch bei Lisa Adkins taucht der Begriff „sexual work“ auf. Sie grenzt sich von anderen<br />
Analysen, die das Verhältnis von Sexualität und Arbeit untersuchen, insofern ab, als sie<br />
Sexualität als strukturierendes Element von Geschlecht versteht (vgl. Adkins 1992: 208).<br />
60 Kursiv im Original.<br />
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