Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ei einer Bewerbung Entscheidungen. <strong>Für</strong> Frauen tritt der Glass-Ceiling-Effekt<br />
in Kraft, der das Phänomen beschreibt, dass beispielsweise Frauen in<br />
Spitzenpositionen kaum vorzufinden sind, weil sie in Sichtweite der Positionen<br />
an eine unüberwindbare Grenze stoßen (vgl Rastetter 1994: 255; vgl. auch zum<br />
„Old Boys Network“ 66 des Männerbundes Rastetter 2005).<br />
Gleichzeitig soll angemerkt sein, dass ähnlich wie bei der homonormativen<br />
Argumentation Individuen nicht als Indikator für Diskriminierung oder<br />
Privilegierung eines Gesamtsystems herangezogen werden können. In diesem<br />
Zusammenhang irritierte einen Teilnehmer die Frage von einem Supervisor<br />
während der Krisenintervention: „Siehst Du in geschlechtlicher und sexueller<br />
Vielfalt, wie sie uns von Menschen wie Ole von Beust, Ulrike Volkerts oder<br />
Condoleeza Rice vorgelebt werden, per se eine gesamtgesellschaftliche<br />
Emanzipation?“ Zunächst wollte er wissen, ob Condoleeza Rice lesbisch sei.<br />
Dies besaß für ihn Relevanz, da er darin eine gezielte Demonstration<br />
gesellschaftlicher Toleranz vermutete. Zumindest teilweise schien es das<br />
Publikum zu irritieren, wenn man geglückte Einzelbeispiele für eine<br />
gesamtgesellschaftliche Emanzipation heranzog.<br />
Ein Teilnehmer aus dem Publikum stellte eine hohe Konzentration von<br />
Homosexuellen in bestimmten Berufsgruppen fest. Er war der Ansicht, dass<br />
Homosexuelle mehr Chancen in künstlerischen Berufen hätten. Gleichzeitig<br />
unterschlug er Diskriminierungserfahrungen.<br />
Bei der positiven Diskriminierung, dass Homosexuelle eine „natürliche<br />
Sensibilität, angeborene künstlerische Talente oder eine spezifische Intelligenz<br />
oder Begabung“ hätten, bleibt unbeachtet, dass die soziale Ausgrenzung von<br />
Homosexuellen auf den beruflichen Werdegang Einfluss besitzt. Homosexuelle<br />
aus dem bürgerlichen Milieu bevorzugen es, eine Karriere in geistigen und<br />
künstlerischen Berufen zu machen statt in Politik und Wirtschaft.<br />
Wahrscheinlich vermutet dort ihre spezifisch „homosexuelle Sensibilität“ das<br />
Problem, dass ihre Neigung nicht mit einer sozialen Position von hoher<br />
Sichtbarkeit zu vereinbaren ist (vgl. Pollak 1993: 65f.).<br />
Ein heteronormativ agierender Mann aus dem Publikum meinte zu einem<br />
Supervisor: „Du bist schwul, das sehe ich an Deinen Augen!“ Um die<br />
Wahrnehmung auf Sexualität zu intensivieren und dem Gegenüber die<br />
Neutralisierung der heterosexuellen Interaktion aufzubürden, machte ein<br />
weiblicher Supervisor gegenüber diesem bekennend heterosexuellen Mann bei<br />
der Erklärung des Konzeptes von „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ eine<br />
66 Normalerweise beschreibt der Begriff „Old Boys Network“ eine informelle Beziehung<br />
zwischen Männern derselben Universität, Stiftung etc., um gegenseitig die individuellen<br />
Karrieren zu unterstützen. „Ältere Jungs“ in machtvollen Positionen helfen jüngeren und<br />
stabilisieren damit ihre eigene Position. Heutzutage wird der Begriff „Old Boys Network“<br />
auch von einem cyberfeministischen Netzwerk benutzt (vgl. www.obn.org).<br />
176