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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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eigenen Standpunktes anvisiert, ohne es zu unterlassen, ihn zu vertreten<br />

(Moldaschl 2001: 164f.).<br />

In eine ähnliche Richtung argumentiert der Ethnograph Michael Jackson, der für<br />

eine Rückkehr zu dem plädiert, was William James „radikalen Empirismus“<br />

genannt hat. Beim radikalen Empirismus wird die dualistische Trennung von<br />

erkennendem Subjekt und erkennbarem Objekt im Gegensatz zum traditionellen<br />

Empirismus aufgehoben. Um einen Sinn für die transitorische, aktive,<br />

ambivalente Gesamtheit der Existenz zu erreichen, werden Erkenntnisse über<br />

Objekte und ihre Handlungen gewonnen, indem sich das Selbst als Teil der<br />

Untersuchung versteht. Nach Jackson zeichnet sich der radikale Empirismus<br />

durch „gelebte Erfahrung“ aus, die nicht mit Identität und Schließung einher<br />

ginge, sondern mit Zusammenspiel und Interaktion. Mit der gelebten Erfahrung<br />

findet auch die spezifische Verdoppelung statt, auf die noch im Rahmen der<br />

performativen Perspektivierung näher einzugehen sein wird. In der<br />

Verdoppelung ist sowohl Raum für einen gewissen Ordnungswahn als auch für<br />

den Impuls die feste Ordnung der Dinge zu verrücken. Sie gibt unserem<br />

treibenden Sinn nach, nicht nur Subjekt, sondern auch Objekt zu sein, in der<br />

Welt zu handeln und von ihr behandelt zu werden, in Sicherheit und in<br />

Unsicherheit zu leben sowohl dazuzugehören als auch ausgeschlossen zu sein<br />

(vgl. Jackson 1989: 2f.).<br />

Wenn Flexibilität, Sensibilität und Reflexivität zum Forscherinventar gehören,<br />

müsste es im Krisenexperiment nicht nur gelingen, menschliche Aktivitäten in<br />

reaktive Bahnen zu lenken, sondern es müsste auch umgekehrt möglich sein,<br />

ungenutzte Potentiale zu wecken. Die „reaktive Vorgehensweise“ setzt „naive<br />

Versuchspersonen“ voraus, anstatt zu reflektieren, inwiefern sie ihre eigenen<br />

‚Herdentiere‘ produziert. Die „naive Versuchsperson“ wird zu einer eigenen<br />

Konstruktionsleistung innerhalb des experimentellen Settings (vgl. Kordes 1994:<br />

167).<br />

Die „reaktive Vorgehensweise“ wird den Komplexitäten und Ambivalenzen des<br />

zu untersuchenden Gegenstandes nicht annähernd gerecht. Vielmehr können die<br />

Versuchspersonen eigene Aktivitäten entwickeln. Sie können sich selbst<br />

ermächtigen und die Situation reflektieren. Als Steigerung dessen wäre das<br />

aktivierende Handeln zu verstehen, das sich nicht nur auf die in dem Experiment<br />

konstruierten Gegebenheiten, sondern auch auf das Experiment selbst bezieht.<br />

Die Kritik an dem „aktivierenden Vorgehen“ besteht darin, dass es als<br />

Umkehrung des „reaktiven Verfahrens“ gilt und dass es weiterhin als Zugriff<br />

des experimentellen Settings auf die Versuchsperson zu verstehen ist.<br />

Darüber hinaus können Krisenexperimente, wie das unsrige zu zeigen hofft, als<br />

Interaktion mit den vom Krisenexperiment Konfrontierten wirken. Genau darin<br />

liegt das Besondere der Methode Krisenexperiment. Ein krisenexperimentelles<br />

Setting muss die Versuchspersonen nicht „reaktiv“ oder „aktivierend“ vor sie<br />

bestimmende Versuchsanordnungen stellen. Ganz im Gegenteil können sie in<br />

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