Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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areas of life hitherto seen as being either outside of or even antagonistic to the<br />
economic” (Burchell 1996: 27).<br />
Zweitens wird mit der Grundlage des Regierens eine weitere Differenz zwischen<br />
liberaler und neoliberaler Gouvernementalität angesprochen. Die Grundlage des<br />
Regierens verändert sich von der liberalen zur neoliberalen Gouvernementalität<br />
auf fundamentale Art und Weise. Beim liberalen Regierungshandeln ist deren<br />
Rationalität an die Rationalität der unterworfenen Subjekte gebunden. Es liegt<br />
im Interesse der liberalen Regierung, ihr Handeln an das interessengeleitete und<br />
freie Handeln der auf dem Markt tauschenden Individuen zu koppeln. Die<br />
Freiheit des Individuums ist die Grundlage der liberalen Regierung. Schränkt sie<br />
die Freiheit des einzelnen ein, untergräbt sie ihre eigenen Bedingungen (vgl.<br />
Lemke 1997: 241).<br />
Auch in der neoliberalen Gouvernementalität bedingen sich das rationale<br />
Regieren über andere und das rationale Regieren des Selbst, jedoch ist die<br />
Grundlage eine andere. Zwar ist es sowohl für liberale als auch für neoliberale<br />
Regierungsweisen von Interesse, die Subjekte zur Freiheit zu erziehen. Auch<br />
behält in der neoliberalen Rhetorik die Freiheit des Individuums eine zentrale<br />
Bedeutung. Dennoch arrangiert die neoliberale Gouvernementalität auf<br />
besondere Art und Weise eine künstliche Freiheit der Subjekte, die auf die<br />
Selbstführung des Einzelnen gerichtet ist (vgl. Foucault 2004a: 173; Rose 1996:<br />
61f.). 72 Der Bezugspunkt der neoliberalen Rationalität ist nicht wie in der<br />
liberalen Rationalität eine gegebene menschliche Natur, sondern sie bezieht sich<br />
auf einen künstlich hergestellten Verhaltensstil. Die künstlich arrangierte<br />
Freiheit findet ihren Ausdruck in dem „unternehmerischen und konkurrenziellen<br />
Verhalten der ökonomisch-rationalen Individuen“ (Lemke 1997: 241f.). 73<br />
Der liberalen Rationalität widerfährt eine Verengung auf einen besonderen<br />
Aspekt. Werden in der liberalen Gouvernementalität Leidenschaften zu<br />
Interessen kanalisiert, gilt es in der weiterentwickelten neoliberalen Logik, dies<br />
auf die Abwägung von Kosten und Nutzen zu reduzieren. In diesem Sinne meint<br />
Rationalität am Markt orientiertes, nutzenmaximierendes Kalkül 74 (vgl.<br />
72 Schon der Ordoliberalismus brachte eine radikale anti-naturalistische Konzeption des<br />
Marktes und des Konkurrenzprinzips hervor (vgl. Lemke 1997: 243f.).<br />
73 Langemeyer kritisiert, dass der „Zwang durch Freiheit“ schon bei Marx anhand der<br />
doppelsinnigen Freiheit der Lohnabhängigen durchexerziert wurde (vgl. Langemeyer 2002:<br />
2). Die Gouvernementalitätsstudien zeigen jedoch nicht nur, dass die Individuen zu einer<br />
künstlich-arrangierten Freiheit angehalten sind, sondern auch, dass die Produktionsmittel in<br />
die Individuen verlagert werden. In der heutigen Dienstleistungsbranche müssen<br />
Kundenerwartungen nicht nur im vorauseilenden Gehorsam erkannt werden, sondern auch<br />
„[…] das absichtsvolle Zeigen oder Unterdrücken von Gefühlen, um bei anderen erwünschte<br />
Wirkungen zu erzielen“ (Kliche 2003: 99), wird immer wichtiger.<br />
74 Das Kalkül steht dafür, dass die Mittel einem bestimmten Ziel zugewiesen werden können<br />
(vgl. Michalitsch 2006: 85).<br />
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