Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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es, dass alle Menschen gleich sind und die individuelle Freiheit besitzen,<br />
erfolgreich zu sein. Da die Selbst-Formierung an den Markt gekoppelt ist, lässt<br />
dies auch die Geschlechterverhältnisse nicht unberührt. Die moderne<br />
Geschlechterordnung bleibt – zumindest teilweise – auch in neoliberalen<br />
Politiken erhalten. Das bedeutet, dass die theoretischen Grundlagen des<br />
„Unternehmers seiner selbst“ in Form des homo oeconomicus einschließlich<br />
seiner männlich-heterosexuellen Implikationen weiterhin Bestand haben. Damit<br />
wird das neoliberale Versprechen – als eine Art unveränderbare<br />
Umweltbedingung – von der Heteronormativität untermauert. Es wird in einer<br />
Welt ausgesprochen, in der die Subjekte durch ihre alltäglichen individuellen<br />
Umgangspraktiken Diskriminierung, Ausgrenzung und soziale Ungleichheit<br />
produzieren. 106 Jenseits ihrer individuellen Verwertbarkeit können die Subjekte<br />
auf keine Unterstützung bauen. Individuelles Scheitern und individueller Erfolg<br />
liegen in der Verantwortung jedes Einzelnen. Auch die soziale Ungleichheit<br />
liegt in der Sphäre individueller Verantwortung. In der praktischen Konsequenz<br />
findet damit eine patriarchale Restrukturierung der Gesellschaft unter<br />
neoliberalem Vorzeichen statt (vgl. Lang 2001: 91).<br />
Das Private und das Öffentliche sind geschlechtlich kodierte Bereiche. Aus<br />
diesem Grund hat ihre Neudefinition auch Einfluss auf die<br />
Geschlechterverhältnisse. Von den Restrukturierungen auf dem Arbeitsmarkt<br />
sind vor allen Dingen Frauen betroffen. Durch die Privatisierung des<br />
öffentlichen Sektors müssen Dienstleistungen privat hinzugekauft oder privat im<br />
eigenen Haushalt – was meistens auf Frauen zurückfällt – verrichtet werden. 107<br />
Die Verlagerung öffentlicher Leistungen ins Private stützt die<br />
Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt. Gleichzeitig verstärkt dessen<br />
Deregulierung die Aufteilung von männlichen Kernarbeitsplätzen und<br />
weiblichen, prekären Beschäftigungen. Sie stellen die überwiegende Mehrheit<br />
der im Niedriglohnsektor Beschäftigten und der Halbtagsjobs. Über<br />
Unternehmensstrategien und Arbeitsbedingungen entscheiden weiterhin zum<br />
größten Teil männliche Manager, denn die Frau in der Führungsposition stellt<br />
mehr Mythos denn soziale Wirklichkeit dar. Die daraus folgende soziale<br />
106 Michael Meuser verweist auf die „männliche Lebensführung als Normalitätsfolie“, die in<br />
der „geschlechtlichen Substruktur von Organisationen“ eine Rolle spielt. Der Berufsarbeit<br />
Priorität einzuräumen, ist nur für jemand möglich, der von Versorgungsaufgaben befreit ist,<br />
was wiederum eher der männlichen als der weiblichen Lebenswelt entspricht (vgl. Meuser<br />
2006).<br />
107 Professionelle Erwerbsarbeit basiert oftmals auf der „Refeudalisierung“ der Hausarbeit.<br />
Gut ausgebildete Frauen in beruflichen Karrieren bauen auf die Unterstützung von<br />
Migrantinnen bei der Hausarbeit, der Kinderbetreuung, der Alten- und Krankenbetreuung.<br />
Die Reprivatisierung der Reproduktion, indem die entsprechenden öffentlichen Leistungen<br />
minimiert werden, verstärkt ethnische Grenzziehungen zwischen Frauen (vgl. Michalitsch<br />
2006: 133).<br />
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