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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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vielmehr die Mobilisierung und den Anreiz der Sexualität fest (vgl. Lorenz<br />

2005: 78). Rastetter sieht in einer bürgerlich-kapitalistischen Ordnung sowohl<br />

die Notwendigkeit der Affektregulierung im Zusammenleben der Geschlechter<br />

als auch die Lockerung moralischer Restriktionen hinsichtlich der Sexualität<br />

(vgl. Rastetter 1994: 24). Foucault meint nicht, dass die „Repressionshypothese“<br />

falsch ist, sondern sie erscheint ihm als viel zu einfach. Ihn interessiert weniger<br />

der Begriff der Repression als die Dekonstruktion der Beziehungen zwischen<br />

Macht, Wissen und Sexualität. In seiner Analyse möchte er dem Problem<br />

nachgehen, inwiefern in modernen Gesellschaften Machtmechanismen und<br />

Machtinstitutionen bei der Produktion von Diskursen, die Wahrheit<br />

transportieren, eine Rolle spielen (vgl. Foucault 1992: 8).<br />

Auch hier zeigt sich wiederum sein Verständnis von Macht. Macht ist bei<br />

Foucault mehr als produktive Kraft denn als Repressions- und<br />

Ausschlussinstanz zu verstehen. So transformierte sie sich von einer juridischen<br />

Macht, die über Gesetze und Urteilsvollstreckungen funktionierte, zu einer<br />

Macht, die eine Norm einsetzte, womit die sexuellen Praxen vergleichbar und<br />

bewertbar wurden. Schon in „Überwachen und Strafen“ (1977) geht Foucault<br />

nicht davon aus, dass Gewalt die Norm installiert, sondern dass<br />

unterschiedlichste Prozesse Begehren und Körper regulieren. 42 Normen wie<br />

bedeutende Vorstellungen über das Selbst, Körperideale, sexuelle Identitäten<br />

und angemessene Verhaltensweisen werden nicht durch physische Gewalt<br />

erzeugt, sondern durch Selbstkontrolle produziert (vgl. McDowell 2000: 182f.).<br />

Nach Foucault ist die Sexualität „ein besonders dichter Durchgangspunkt für die<br />

Machtbeziehungen“. Der Sexualität wird bei ihm damit keine Essenz mehr<br />

zugeschrieben, sondern es wird untersucht, inwiefern der Wissensbereich<br />

Sexualität verobjektiviert und welche Mechanismen zu dieser Konstitution<br />

beitragen (vgl. Rastetter 1991: 62f.).<br />

Der Zugewinn an Bedeutung hinsichtlich des Sexualitätsdispositivs hat die<br />

Ausschaltung des „Anderen der Vernunft“ zur Folge. Das Abgespaltene oder<br />

auch die Leidenschaften, wie Gabriele Michalitsch das „Andere der Vernunft“<br />

nennt, werden zu Interessen oder privaten Vorlieben domestiziert. Die<br />

42 In Bezug auf Benthams Panopticon geht Foucault auf den prüfenden Blick ein, der so<br />

mächtig ist, dass ihn jeder verinnerlicht. Auf diese Art und Weise wird jeder zu seinem<br />

eigenen Aufseher, der sowohl die Kontrolle über als auch gegen sich selbst ausführt: „Die<br />

Wirksamkeit der Macht und ihre Zwingkraft gehen sozusagen auf ihre Zielscheibe über.<br />

Derjenige, welcher der Sichtbarkeit unterworfen ist und dies weiß, übernimmt die<br />

Zwangsmittel der Macht und spielt sie gegen sich selber aus; er internalisiert das<br />

Machtverhältnis, in welchem er gleichzeitig beide Rollen spielt; er wird zum Prinzip seiner<br />

eigenen Unterwerfung. Aus diesem Grunde kann ihn die äußere Macht von physischen<br />

Beschwerden befreien. Die Macht wird tendenziell unkörperlich und je mehr sie sich diesem<br />

Grenzwert annähert, um so beständiger, tiefer, endgültiger und anpassungsfähiger werden ihre<br />

Wirkungen: der immerwährende Sieg vermeidet jede physische Konfrontation und ist immer<br />

schon im vorhinein gewiß“ (Foucault 1977: 260f.).<br />

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