Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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der Gesellschaft gedacht. Das Politische ist der Platz, an dem Interessen,<br />
Forderungen und Rechte der in Abgeschiedenheit konstituierten Identität<br />
repräsentiert wird. Dabei wird die Identität aus dem politischen Prozess<br />
herausgenommen, während sie die Legimität ihrer Ansprüche gerade aus dieser<br />
Essentialität und Unverhandelbarkeit zieht (vgl. Hark 2001: 82).<br />
Aufgrund dieser Tatsache stellt sich die Frage, welche radikaldemokratische<br />
Strategie gegen diese Naturalisierung und Reifizierung von Identitäten, die einer<br />
politischen Stillstellung gleichkommt, entwickelt werden kann? Es gibt keine<br />
Identität, die auf ein immanentes Gesetz im Sinne eines diskursiven Äußeren<br />
reduzierbar wäre (vgl. ebenda: 84). Das Politische oder Gesellschaftliche<br />
erscheint im poststrukturalistischen und postmarxistischen Verständnis als ein<br />
Feld miteinander um kulturelle Hegemonie konkurrierender und die<br />
Subjektbildung prägender Sprachspiele. In Bezug auf Arendt beschreibt Hark<br />
politische Akte als das Ergebnis performativer Akte, die komplett in diesen<br />
aufgehen. Damit kann das politische Subjekt nur als ein Effekt politischer<br />
Handlungen und nicht als ein Substrat verstanden werden, das dem Politischen<br />
vorgängig ist und autonom von seiner performativen Hervorbringung gedacht<br />
wird (vgl. ebenda: 86).<br />
Die diskurstheoretische Hegemonietheorie Chantal Mouffes und Ernesto<br />
Laclaus bezieht sich auf das 1930 von Antonio Gramsci entwickelte<br />
Hegemoniekonzept. Im Sinne ihres deutschen Untertitels „Zur Dekonstruktion<br />
des Marxismus“ (Laclau/Mouffe 2000) erweitern sie Gramscis grundlegend<br />
gesellschaftsstrukturierenden Antagonismus von Kapital und Proletariat um ein<br />
komplexes Ensemble von sozialen Ungleichheiten (vgl. Mouffe 1995: 325).<br />
Identitäten werden in Differenzsystemen sinnhaft hervorgebracht. Durch<br />
symbolische Differenzsetzung zu kulturell imaginierten Gegenkollektiven<br />
können sich Identitäten erst bilden. Das Innen der Identität setzt sich von dem<br />
Außen einer anderen Identität ab. Gleichzeitig befindet sie sich bei ihrer<br />
Selbstdefiniton in Abhängigkeit von dem konstitutiven Äußeren. Das Innen steht<br />
in einem antagonistischen Verhältnis zum Außen. Mouffe/Laclau beschreiben<br />
die Identitätsproduktion als instabil, da die Abgrenzung vom Anderen der<br />
Bedrohung durch die Mehrdeutigkeit ausgesetzt ist. Zur Stillstellung von<br />
Identitäten bilden sich in der sozialen Realität Hegemonien heraus. Damit wird<br />
die Dominanz bestimmter Identitäten gesichert (Laclau/Mouffe 2000: 151f.).<br />
Dies macht deutlich, dass Gegensatzpaare in gesellschaftlichen<br />
Herrschaftszusammenhängen entstehen und mit ihnen ein Interesse verfolgt<br />
wird. Mit Polarisierungen wie beispielsweise Rationalität/Emotionalität,<br />
Öffentlichkeit/Privatheit, Mann/Frau oder Kultur/Natur werden ganz bestimmte<br />
Differenzen akzentuiert, während andere Differenzen verdeckt werden.<br />
Homogenität innerhalb von Kategorien wird auf Kosten von Differenz<br />
konstruiert. Dualismen funktionieren hierarchisierend, so dass die Abgrenzung<br />
der einen Kategorie von der anderen Kategorie über sozio-diskursive Prozesse<br />
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