Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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einigen Frauen gestützt, die der Meinung waren, dass sie sich nicht diskriminiert<br />
fühlten.<br />
In der Gruppendiskussion vor der Krisenintervention wurde deutlich, dass die<br />
Diskriminierung bestimmter Gruppen mit der Ressourcenverteilung einhergeht.<br />
Bestimmte Gruppen, nämlich Normgruppen, haben bestimmte Ressourcen und<br />
bestimmte Privilegien. Dies berührt die Frage, wie Ressourcen und Privilegien<br />
verteilt werden. Die Kategorisierung als weiblich, lesbisch oder als eine andere<br />
Minderheit führt dazu, dass man sagen kann, die kategorisierte Person bekommt<br />
weniger Ressourcen und das ist auch gerechtfertigt. Gleichzeitig wird zu der<br />
limitierten Ressourcenverteilung hinzukonstruiert, dass die Gruppe weniger<br />
leistet, Kinder bekommt etc. Dies wird benutzt, um die Norm wieder zu<br />
reproduzieren. Man hat dadurch eine Rechtfertigung dafür, dass die<br />
Privilegierten ihre Privilegien behalten können und die anderen nicht so viele<br />
besitzen.<br />
Die Diskussion über die Ressourcenverteilung beschreibt das Spannungsfeld, in<br />
dem „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ agiert. Das neoliberale Versprechen greift in<br />
den oben beschriebenen Mechanismus der Ressourcenverteilung ein und<br />
verkündet die individuelle Überwindung der Diskriminierung durch Leistung.<br />
Bei dem Versprechen handelt es sich um eine strukturelle Ambivalenz unter<br />
ökonomischen Vorzeichen, wenn beispielsweise homosexuell gleichzeitig<br />
bedeutet, diskriminiert zu sein und die Möglichkeit zu haben, wenn man<br />
Leistung bringt, nicht diskriminiert zu sein. Das bedeutet, man ist diskriminiert<br />
und man ist nicht diskriminiert. Die Ambivalenz lässt sich nicht auflösen. Die<br />
Ressourcenverteilung findet in diesem Spannungsfeld statt. Damit ist der<br />
fröhliche, freie Schwule mit dem Truckercap allein kein Ausdruck einer<br />
gesamtgesellschaftlichen Emanzipation. Die Aussage, dass Homosexuelle die<br />
ideale Arbeitskraft seien, bedient nicht nur einen homonormativen Diskurs,<br />
sondern es handelt sich bei dieser Argumentation um Kompensationsstrategien,<br />
die nicht die strukturelle Gewalt angreifen. Durch eine homonormative<br />
Argumentation wird Versagen in einer Gesellschaft individualisiert, in der es<br />
Gang und Gebe ist, männliche Homosexuelle als „Pussies“ zu beschimpfen.<br />
Auch eine weibliche Arbeitskraft, die als optischer Blickfang dient, wird mehr<br />
auf sexuelle Attraktion reduziert, als dass sie ökonomische Macht besitzt. In<br />
diese Richtung zielt auch das Zitat von Phelan: „Wenn Sichtbarmachung und<br />
Macht gleichzusetzen wäre, dann stünden halbnackte, junge, weiße Frauen an<br />
der Spitze unserer Gesellschaft.“ 65 Der Faktor „Frau“ bestimmt beispielsweise<br />
65 „If representational visibility equals power, the almost-naked young white women should<br />
be running Western culture“ (Phelan 1993: 10). Als Kritik soll angebracht werden, dass<br />
Phelan damit nicht nur die dekonstruktivistische Auseinandersetzung der feministischen<br />
Kritik an der Repräsentation verkennt, sondern sie redet den theaterfeindlichen platonischen<br />
Vorurteilen gegen die sichtbaren Erscheinungen das Wort (vgl. Röttger 2005: 552).<br />
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