Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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und Unabhängigkeit oftmals nur gelten, wenn sie im Interesse ihres<br />
Unternehmens sind. 79<br />
Holm Friebe und Sascha Lobo grenzen sich zwar in ihrem<br />
populärwissenschaftlichen Buch „Wir nennen es Arbeit“ in erster Linie von der<br />
Festanstellung ab, aber nehmen das Thema Flexibilität insofern auf, als sie<br />
zeigen, dass die Definitionsmacht der Begriffe Flexibilität, Originalität und<br />
Unangepasstheit bei den Unternehmen liegt:<br />
„Auch wenn das Fließband heute durch automatisierte Fertigungsstraßen, die<br />
röchelnde Kaffeemaschine durch den Cappuccinospender ersetzt ist – wer sich in<br />
eine Firma begibt, hat sich über kurz oder lang der speziellen Logik und<br />
Rationalität der Firma zu unterwerfen. Der Terminus ‚originelle und unangepasste<br />
Mitarbeiter‘ ist entweder eine Lüge oder ein Kündigungsgrund“ (Friebe/Lobo<br />
2006: 54).<br />
Der Zugewinn an Autonomie und Selbstverwirklichung in postfordistischen<br />
Arbeitsverhältnissen dient dazu, die Vorstellungen von Autonomie und<br />
Selbstverwirklichung der Mitarbeiter mit den Unternehmenszielen zur Deckung<br />
zu bringen. Die Industriesoziologen Voß und Hans J. Pongratz gehen von einem<br />
generellen Trend zur erweiterten Eigenverantwortung aus, womit die<br />
Anforderungen an die Selbstorganisation in vielen Arbeitszusammenhängen<br />
steigen. Die Selbstorganisation liegt meistens nicht so sehr beim einzelnen<br />
„Arbeitskraftunternehmer“ 80 , sondern in gruppenbezogenen Arbeitsformen, die<br />
einen Gruppendruck ausüben können, der den Druck des Vorgesetzten<br />
79 In geschlechtlicher Hinsicht zeigt sich die politische Ambivalenz des<br />
Selbstbestimmungsbegriffes. Bislang standen und stehen Forderungen nach<br />
Selbstbestimmung im Zentrum feministischer Bewegungen. Beispielsweise empfinden Frauen<br />
des Südens ihre Arbeit in der Textilindustrie als Ausbruch aus den sie an das Haus bindenden<br />
traditionell-patriarchalischen Strukturen (vgl. die Debatte um die „Selbstbestimmung über den<br />
eigenen Körper“ Pühl/Schultz 2001: 108). Als neoliberales Rationalisierungsinstrument wird<br />
Selbstbestimmung auf die „Verinnerlichung jener Marktmechanismen“ verengt, die der<br />
„Kampf um Autonomie“ brechen wollte (Bröckling 2007: 225).<br />
80 Der „Arbeitskraftunternehmer“ stellt im Gegensatz zu dem noch einzuführenden<br />
„Unternehmer seiner selbst“ einen Idealtypus im Sinne Webers dar. „Er [Der Idealtypus, S.M]<br />
wird gewonnen durch einseitige Steigerung eines oder einiger Gesichtspunkte und durch<br />
Zusammenschluß einer Fülle von diffus und diskret, hier mehr, dort weniger, stellenweise gar<br />
nicht, vorhandenen Einzelerscheinungen, die sich jenen einseitig herausgehobenen<br />
Gesichtspunkten fügen, zu einem in sich einheitlichen Gedankengebilde. In seiner<br />
begrifflichen Reinheit ist dieses Gedankenbild nirgends in der Wirklichkeit empirisch<br />
vorfindbar, es ist eine Utopie, und für die historische Arbeit erwächst die Aufgabe, in jedem<br />
einzelnen Falle festzustellen, wie nahe oder wie fern die Wirklichkeit jenem Idealbilde steht<br />
[…]“ (Weber 1988: 191). Voß/Pongratz sehen in diesem Idealtypus eine „neue Grundform<br />
der Ware Arbeitskraft“, der eine Ablösung des fordistischen „verberuflichten Arbeitnehmers“<br />
darstellt (vgl. Voß/Pongratz 2002: 128).<br />
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