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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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Truckercaps mit dem Regenbogen, nicht in die Rolle der Hostess schlüpfen zu<br />

müssen. Der Mitspieler war irritiert, dass er eine rosa Kappe mit einem<br />

Regenbogen tragen sollte, die auf die queere Subkultur verweist. Obwohl die<br />

Farben und Symbole auf dem Truckercap erst einmal nichts über Geschlecht<br />

und Sexualität seines Trägers hätten sagen müssen, erschien die Möglichkeit, als<br />

heterosexueller Mann für homosexuell gehalten zu werden, nicht nur als<br />

Abstufung, sondern auch als äußerst bedrohlich.<br />

Das Ereignis zeigt, dass Kategorien wie Geschlecht und Sexualität sozial äußerst<br />

wirksam sind und ihre Veruneindeutigung als Verlust an Chancen empfunden<br />

wird. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es sich bei „<strong>Monkeydick</strong>-<br />

<strong>Productions</strong>“ nur um ein Spiel handelt. Trotz oder gerade wegen der<br />

performativen Perspektivierung ist die Rolle nicht von der spielenden Person zu<br />

trennen. Eine katalytische Funktion kann der spielerische Charakter einnehmen,<br />

wenn sich die spielende Person ihrer Marginalität bewusst ist und die<br />

Inszenierung der Marginalität als selbstbewusste Positionierung wahrnimmt.<br />

Des Weiteren spielte es für die Spielergruppe eine Rolle, welches Geschlecht<br />

und welche Sexualität sie ihrem Gegenüber zuschrieb. Wenn keine<br />

Begehrensrelation bestand, war es schwieriger, Zugang zu seinem Gegenüber zu<br />

finden. Das Gegenüber ließ sich nicht so schnell einwickeln. Es war<br />

anstrengender. Bei einer Begehrensrelation trat schneller Verunsicherung oder<br />

Widerstand ein. Man gelangte in eine ambivalente Situation.<br />

In der Krisenintervention bestätigte sich, dass in der professionellen Interaktion<br />

der sexuelle Charakter eine produktive Komponente besitzt. Spielergruppe und<br />

Publikum arbeiteten sich bei gegenseitiger Attraktion mit Lust in ihre Aufgabe.<br />

Gleichzeitig wurde in der Krisenintervention deutlich, dass weder Geschlecht<br />

noch Sexualität einfach unter ökonomischen Vorzeichen zu flexibilisieren sind.<br />

Geschlecht und Sexualität entstehen in einem Sozialisationsprozess, der nicht in<br />

der Vermarktungssituation ein- oder ausgeblendet werden kann. Das auf<br />

Geschlecht und Sexualität zugespitzte Konzept der Krisenintervention verstärkte<br />

den „negatorischen Charakters der Geschlechtsneutralität“ (Hirschauer 2001:<br />

216). Dies bedeutet, dass es meistens nur explizit gelang, Anspielungen zu<br />

übergehen, Offerten auszuschlagen, Adressierungen zu unterlaufen oder ins<br />

Leere laufen zu lassen. Eine Spielperson meinte beispielsweise zu einem<br />

Teilnehmer aus dem Publikum: „Ob ich homosexuell bin, tut hier nichts zur<br />

Sache!“ Trotz der Neutralisierung der Geschlechterdifferenz wurde die<br />

Differenz eher stillgestellt und verblieb in deren Rahmen. Gleichzeitig muss<br />

angemerkt werden, dass es für die Spielleitung respektive Autorin aufgrund<br />

ihrer Arbeit nahezu unmöglich ist, die Geschlechtsneutralität oder das „Undoing<br />

Gender“ wahrzunehmen.<br />

Das Setting der Krisenintervention war so angelegt, dass die Teilnehmer aus<br />

dem Publikum verschiedene Stationen wie Begrüßung, Fragebogen oder<br />

Erläuterung des Konzeptes am Flipchart bewältigen mussten. Dies beinhaltete,<br />

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