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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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Die Plakativität des Namens der Krisenintervention sorgte für Irritation.<br />

Unabhängig von der Frage, ob der Titel der Krisenintervention unseriös war<br />

oder nicht, wurde die Benennung von Machtverhältnissen als irritierend<br />

empfunden. Machtverhältnisse wurden durch die begriffliche Bezeichnung nicht<br />

nur real, sondern auch beeinflussbar. Geschah die geschlechtliche und sexuelle<br />

Vereindeutigung ohne Anzeichen der Irritation, so war die Irritation zumindest<br />

auf Seiten der Spielergruppe. Denn sie sah eine Differenz zwischen<br />

begrifflicher, normativer Zuschreibung und dem Bezeichneten. So hätte auch<br />

eine Irritation bei heterosexuellen, leistungsstarken Männern auftreten müssen,<br />

da jeder dem Druck ausgesetzt ist, sich an der Norm zu messen. Die Norm<br />

erfüllt niemand, aber die Spanne zwischen Normerfüllung und Scheitern an der<br />

selbigen ist unterschiedlich groß. Connell spricht in „Der gemachte Mann“<br />

davon, dass normative Definitionen zur Folgen haben, dass unterschiedliche<br />

Männer sich der Norm unterschiedlich weit annähern (vgl. Connell 1999: 90). 67<br />

Von privilegierten Positionen fühlt sich das Scheitern anders an. Gleichzeitig ist<br />

das Scheitern für einen heterosexuellen Mann schmerzhafter, weil er es nicht<br />

gewöhnt ist zu scheitern und sich nicht einmal auf ausgrenzende Kategorien<br />

beziehen kann. Der Unterschied zwischen „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ und den<br />

Menschen, die <strong>meine</strong>n, tatsächlich die Norm zu erfüllen, ist das Bewusstsein,<br />

das eigene Scheitern, die eigene Marginalität anzuerkennen. Eine Teilnehmerin<br />

aus dem Publikum sagte in diesem Zusammenhang: „Darauf baut ja das ganze<br />

System auf, dass man denkt, man müsste der ‚Big Dick‘ sein. Das ist ja die<br />

ganze Tortur, wenn alle wüssten, wie es läuft, dann würde alles ganz anders<br />

ablaufen.“<br />

Bei der Krisenintervention entstand eine Diskussion über den emanzipatorischen<br />

Gehalt der Verwertung des Andersseins: Ein Supervisor erläuterte, dass<br />

„<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ bei der subkulturellen Veranstaltung die<br />

Vermarktung des Andersseins forciere. Dennoch tolerierten sie mangelnde<br />

Leistungsbereitschaft. Der Teilnehmer aus dem Publikum wollte wissen, was<br />

denn Leistung heiße? Der Supervisor erläuterte, dass Leistung heiße, etwas im<br />

Leben zu erreichen, ein Ziel zu haben und etwas für sich selbst zu tun. Leistung<br />

bedeute, etwas zu erreichen. Man erhalte etwas aus seiner Leistung, Geldwert<br />

oder Anerkennung. Nutzengewinnung sei Leistung. Den Teilnehmer irritierte<br />

die Definition und er wollte sich nicht darauf einlassen, weil sie der Komplexität<br />

nicht gerecht werde. Er folgte nicht den normativen Vorgaben des Supervisors,<br />

sondern brachte zum Ausdruck, dass er den Begriff der Leistung zur Disposition<br />

67 Robert Heasly bezeichnet von der hegemonialen Männlichkeit abweichende heterosexuelle<br />

Männlichkeiten als „Straight-Queer-Masculinities“. Unter diese Männlichkeiten fällt auch der<br />

„metrosexuelle“ Mann als „Stylistic Straight-Queer“, dessen Repräsentation<br />

traditionellerweise mit der männlichen Schwulenkultur assoziiert wird (vgl. Heasly 2005:<br />

121f.).<br />

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