Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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3.2 Die Gouvernementalitätsperspektive<br />
„Das Wort Subjekt hat einen zweifachen Sinn: vermittels<br />
Kontrolle und Abhängigkeit jemandem unterworfen sein und<br />
durch Bewußtsein und Selbsterkenntnis seiner eigenen Identität<br />
verhaftet sein. Beide Bedeutungen unterstellen eine Form von<br />
Macht, die einen unterwirft und zu jemandes Subjekt macht.“ 16<br />
53<br />
Michel Foucault<br />
In diesem Kapitel soll die Gouvernementalitätsperspektive dargelegt werden.<br />
Diese Perspektive ermöglicht, die modernen, liberalen Techniken und Codes des<br />
Regierens offen zulegen, die spezifische Ausprägungen des Subjekts formen.<br />
Der Begriff der „Gouvernementalität“ (Foucault 2000) geht auf Foucault zurück.<br />
Seine Analyse der Konstitution der Subjektivität changiert zwischen den drei<br />
Eckpunkten der Wissensformen, Macht- und Selbsttechnologien, die<br />
miteinander vernetzt scheinen. Zwischen den drei Eckpunkten befindet sich die<br />
Frage, welche Form das Subjekt einnimmt. Diese Frage ist nicht nur für die<br />
liberale und die neoliberale Gouvernementalität von Bedeutung, sondern<br />
Focaults Begriffsinstrumentarium ist gleichzeitig auch Grundlage der<br />
diskurstheoretischen Hegemonietheorie. Aus diesem Grund soll im Folgenden<br />
zunächst auf die drei Eckpunkte eingegangen werden.<br />
3.2.1 Wissensformen, Macht- und Selbsttechnologien<br />
„Man muß aufhören, die Wirkungen der Macht immer negativ<br />
zu beschreiben, als ob sie nur ‚ausschließen‘, ‚unterdrücken‘,<br />
‚verdrängen‘, ‚zensieren‘, ‚abstrahieren‘, ‚maskieren‘,<br />
‚verschleiern‘ würde. In Wirklichkeit ist die Macht produktiv;<br />
und sie produziert Wirkliches. Sie produziert<br />
Gegenstandsbereiche und Wahrheitsrituale: das Individuum<br />
und seine Erkenntnis sind Ergebnisse dieser Produktion.“ 17<br />
Michel Foucault<br />
In seinen Arbeiten von „Wahnsinn und Gesellschaft“ (Foucault 1996) bis zu<br />
seinem dreibändigen Werk „Sexualität und Wahrheit“ (Foucault 1992, 1991,<br />
1991a) dekonstruiert Foucault die leitenden Kategorien der westlichen,<br />
modernen Kultur. Universelle Begriffe wie Vernunft, Wahrheit oder Subjekt<br />
sind demnach nicht universell, sondern sie stellen vielmehr ein symbolisches<br />
16 Foucault 1994: 246f.<br />
17 Foucault 1977: 250.