Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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3.4.1.3 Exkurs: Performativität und (Un-)Doing Gender<br />
„Bernd: Und schließlich wird dein Geschlecht mit eingekauft.<br />
Deine Sexualität wird immer wichtiger für Dienstleistungsjobs.<br />
Und es wird immer wichtiger, sie zu verkörpern. Und Frauen<br />
lächeln nun mal die ganze Zeit und verkörpern sexuelle<br />
Aktivität.“ 51<br />
74<br />
René Pollesch<br />
Schon bei Carol Hagemann-White trat der Konstruktionscharakter der<br />
Zweigeschlechtlichkeit, was sowohl die soziale als auch die biologische Seite<br />
der Konstruktionsleistung betrifft, in den Vordergrund (vgl. Hagemann-White<br />
1988: 226). 52 So kann auch das natürliche oder biologische Geschlecht nur als<br />
ein durch die Sprache wahrgenommenes erscheinen:<br />
„Falls das soziale Geschlecht die soziale Konstruktion des biologischen<br />
Geschlechts ist und falls es zu diesem ‚biologischen Geschlecht‘ außer auf dem<br />
Wege seiner Konstruktion keinen Zugang gibt, dann sieht es nicht nur so aus, dass<br />
das biologische Geschlecht vom sozialen absorbiert wird, sondern dass das<br />
‚biologische Geschlecht‘ zu so etwas wie einer Fiktion, vielleicht auch einer<br />
Phantasie wird, die rückwirkend an einem vorsprachlichen Ort angelegt wird, zu<br />
dem es keinen unmittelbaren Zugang gibt“ (Butler 1997: 26f.).<br />
Die von Butler thematisierten Phänomene sind nicht-essentialistisch<br />
aufzufassen, was nicht der Leugnung ihrer Existenz gleichkommt. Soziale,<br />
sexuelle, geschlechtliche etc. Differenzen gibt es tatsächlich, aber sie sind nicht<br />
als ontologische Essenzen, biologische Wesensmerkmale, phänomenologisch<br />
Gegebenes zu verstehen. Vielmehr stellen sie in Praktiken erworbene Schemata<br />
dar. Ein performatives Vokabular bietet sich für das „Geschlechterprogramm der<br />
Moderne“, das sich durch die Transformation eines sozialen in ein biologisches<br />
Geschlecht auszeichnet (vgl. Bublitz 2000: 64), an, da es die Perspektive liefert,<br />
51 Pollesch 2003: 173.<br />
52 Mit der Frage nach dem Subjekt des Feminismus, die weitgreifende Folgen hatte (vgl.<br />
exemplarisch Kristeva 1986), kam in den 1970er Jahren die Unterscheidung zwischen dem<br />
biologischen Geschlecht (sex) und dem sozialen Geschlecht (gender) auf. Anatomische,<br />
hormonale und genetische Unterschiede zwischen den Geschlechtern wurden mit dem Begriff<br />
„sex“ bedacht. Der Begriff „gender“ hingegen bezeichnete den Status, den man durch<br />
geschlechtsspezifische Zuweisungen erlangt hat. Gayle Rubin prägte in Ermangelung eines<br />
„eleganteren“ Begriffes das „sex/gender system“, das trotz eines ‚biologischen Rests‘ für ein<br />
nichtessentialistisches Verständnis von Geschlecht steht (vgl. Rubin 1997: 28). In dieser<br />
Arbeit wird auch der Sex-Gender-Ansatz in Frage gestellt (vgl. de Lauretis 1996). Der Sex-<br />
Gender-Ansatz versteht zwar gender als historischen und politischen Begriff, aber lässt sex<br />
seinen natürlichen Charakter (vgl. Gildemeister/Wetterer 1992: 206ff.).