Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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wahrgenommen werden, sondern sie erscheint als für die<br />
Geschlechterkonstitution notwendige Heterosexualität. Im Konzept der<br />
„Zwangsheterosexualität“ bedingen und stützen sich Geschlechterdifferenz und<br />
Heterosexualität gegenseitig (vgl. Rich 1989). Heterosexualität stellt als<br />
Selbstverständlichkeit die Norm in Bezug auf die individuelle<br />
Geschlechtsidentität. Ihr Effekt ist es, dass die Subjekte nur eine normale<br />
Identität besitzen, wenn sie heterosexuell sind. Das gegengeschlechtliche<br />
Begehren stellt damit eine konstitutive Norm der Geschlechtsidentität dar:<br />
„Demnach ist ein Mann oder eine Frau die eigene Geschlechtsidentität genau in<br />
dem Maße, wie er/sie nicht die andere ist, wobei diese Formel die Beschränkung<br />
der Geschlechtsidentität auf dieses binäre Paar voraussetzt und zur Geltung<br />
bringt“ (Butler 1991: 45).<br />
Hegemoniale Heterosexualität ist als ein System zu verstehen, in dem das<br />
„Begehren nach dem entgegengesetzten Geschlecht“ (ebenda: 46) die<br />
geschlechtliche Identität zur Vollkommenheit bringt. In ihrer Kritik an Monique<br />
Wittig 49 beschreibt Butler den hegemonialen Diskurs der Heterosexualität als<br />
produktiv, so dass Homosexualität nicht als eine von der Zwangsheterosexualität<br />
unberührte Form der Sexualität existieren kann. Auch das homosexuelle<br />
Begehren ist eine vom heterosexuellen Diskurs mitproduzierte Form der<br />
Sexualität (ebenda: 36-48). 50 Zur Kritik an der heterosexuellen Hegemonie<br />
schlägt Butler die Perspektive der performativen Sexualität und<br />
Geschlechtsidentität vor. Ihre kritische Praxis der Umdeutung oder<br />
parodistischen Imitation normierter Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten<br />
lenkt den Blick auf die Affirmation und Neukonstruktion performativer Prozesse<br />
(vgl. ebenda: 56f.).<br />
Im folgenden Kapital soll ein Exkurs gemacht werden, der gegenüber der<br />
Binarität von Diskurs und Materie deren Gleichursprünglichkeit hervorhebt.<br />
Dafür soll die Geschlechter-Performativität durch ein Verständnis von<br />
Geschlecht als „Doing Gender“ und „Undoing Gender“ ergänzt werden. Denn es<br />
wird davon ausgegangen, dass es neben den Gemeinsamkeiten auch bedeutende<br />
Unterschiede und produktive gegenseitige Ergänzungen gibt<br />
49 Wittig behauptet, dass Lesben vor dem Hintergrund patriarchaler Zwangsheterosexualität<br />
zur Flucht gezwungen sind. <strong>Für</strong> sie macht der Begriff „Frau“ keinen Sinn, weil er das<br />
Ergebnis der Zwangsheterosexualität ist (vgl. Wittig 1992: 24f.).<br />
50 Sabine Fuchs zeigt auf, dass innerhalb queerer Untersuchungen die lesbische Femme als<br />
blinder Fleck zu verstehen ist: „Während […] die Butch den Bruch der mythischen<br />
Kontinuität von Körpergeschlecht und Gender-Inszenierung repräsentiert und somit ein<br />
Modell für die visuelle Evidenz von Subversion liefert, lässt sich an der Figur der Femme der<br />
Bruch der mythischen Kontinuität von Gender-Inszenierung und Begehren nachzeichnen“<br />
(Fuchs 2002: 52).<br />
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