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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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Motivation, die Begeisterung des „Arbeitskraftunternehmers“, sondern auch<br />

seine Freundlichkeit, sein Engagement, seine Gefühle. Seine Fähigkeit zur<br />

Ausbeutung seiner selbst, die nicht nur abverlangt wird, sondern auch ihm<br />

inhärent ist, führt zur umfassenderen Nutzung aller seiner Potentiale (vgl.<br />

ebenda: 151).<br />

Der italienische Soziologe Bologna fasst in seinen „Thesen zur neuen<br />

Selbständigkeit“ die neuen Dienstleister als Zwitterwesen zwischen<br />

Arbeitnehmer und Unternehmer. Sie fungieren neben ihrer betrieblichen<br />

Anbindung ebenso als Investoren, die ihr kulturelles Kapital in die<br />

dezentralisierten Unternehmen einbringen. Diese haben damit die Möglichkeit,<br />

das Investitionsrisiko nach außen zu verlagern. Weil die Zyklen der Produktion<br />

immer kürzer werden, der Druck am Arbeitsmarkt sich immer mehr erhöht, die<br />

unabdingbaren Netzwerke, die als kreative Ressource dienen, zugleich auch<br />

Konkurrenz darstellen, kann der Mythos von einer kreativen Branche oder bei<br />

Friebe/Lobo einer „digitalen Bohème“ (Friebe/Lobo 2006) die dabei<br />

auftretenden Widersprüche nur notdürftig kitten (vgl. Bologna 2006).<br />

Die neoliberal-postfordistische Gouvernementalität fordert ein neues<br />

Menschenbild, was sich durch Flexibilität, Individualismus,<br />

Kommunikationstalent, Weltgewandtheit, Innovation, Konkurrenzverhalten,<br />

Aktionismus und vor allen Dingen Unternehmergeist auszeichnet. Der neue<br />

Mensch ist im ständigen Prozess, um das zu werden, was man zu sein hat. Nicht<br />

die prinzipielle Unabschließbarkeit als solche, sondern die besondere Art und<br />

Weise stellt die Unterscheidung zwischen diesem Regime der Arbeit und<br />

traditionellen Formen der Disziplinierung dar. Während man in den<br />

Disziplinargesellschaften nicht aufhörte immer wieder anzufangen, findet man<br />

in den Kontrollgesellschaften kein Ende (vgl. Deleuze 1993: 257): „Permanente<br />

Weiterbildung, lebenslanges Lernen, personal growth 87 - die<br />

Selbstoptimierungsimperative implizieren die Nötigung zur kontinuierlichen<br />

Verbesserung“ (Bröckling 2002: 183). Die Konkurrenz stellt den Mechanismus<br />

zur Verfügung, in dem der Zwang zur Selbstüberbietung angetrieben wird. Auf<br />

dem Feld der Konkurrenz wird eine Position nur temporär und in Relation zu<br />

den Mitstreitern verteidigt, weshalb das einmal Erreichte nicht als Ruhekissen<br />

dienen kann (vgl. Bröckling 2002a):<br />

„Gerade weil Ersetzbarkeit und Überflüssigkeit des Einzelnen offenkundig sind,<br />

erscheint die permanente Reform oder Revolution der subjektiven<br />

‚Produktionsstruktur‘ als einzige Chance, der eigenen Ausmusterung zu entgehen.<br />

Wer sich nicht in diesen Kampf stürzt, so die Maxime des enterprising self 88 , der<br />

hat ihn schon verloren“ (Bröckling 2002: 184).<br />

87 Kursiv im Original.<br />

88 Kursiv im Original.<br />

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