Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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Verlauf der Versuchsplanung immer wieder rollenspielerische Elemente<br />
einfließen.<br />
Manfred Sader legt dar, dass das Rollenspiel eine vielfältige Methode ist. Neben<br />
einigen anderen Aspekten hebt er für das Rollenspiel auch seinen utopischen<br />
Charakter hervor (Sader 1986: 134f.). Die utopische Komponente impliziert eine<br />
Veränderung des Forschungsgegenstandes durch den Forschungsprozess.<br />
Obwohl dies in der prozessorientierten Forschung als Selbstverständlichkeit gilt,<br />
werden in der Methodenlehre auftauchende Komplikationen meistens als<br />
Störung gesehen. In Bezug auf das „Transformationsexperiment“ nahm sich<br />
Urie Bronfenbrenner den Rat seines Mentors Walter Fenno Dearborn zu Herzen,<br />
dass man etwas verändern müsse, wenn man es verstehen wolle. Zwischen<br />
„Transformationsexperiment“ und Krisenexperiment scheinen damit starke<br />
Ähnlichkeiten zu bestehen. Denn Bronfenbrenner betont in Bezug auf das<br />
„Transformationsexperiment“ weiterhin, dass neben der Beschreibung und der<br />
Prüfung von Hypothesen ein weiteres bedeutsames Forschungsdesiderat von<br />
Bedeutung ist: Die Entdeckung. Entdeckungen sind nur möglich, wenn das<br />
Systemgleichgewicht 34 gestört wird (vgl. Bronfenbrenner 1989: 54).<br />
Ähnlich wie beim Krisenexperiment sieht Sader beim<br />
Transformationsexperiment auch den Raum, Rollenspiele einzuflechten.<br />
Angeleitet können Selbstverständlichkeiten aufgebrochen, infrage gestellt oder<br />
verändert werden (vgl. Sader 1986: 138). <strong>Für</strong> unsere Untersuchung sehen wir<br />
die Übergänge zwischen Rollenspiel und Krisenexperiment als fliessend, da<br />
Teile des Krisenexperiments durchaus rollenspielerischen Charakter besitzen.<br />
Wie schon auf die Methode Rollenspiel soll auch auf den Begriff der „Rolle“<br />
nicht theoretisch fundiert eingegangen werden (vgl. weiterführend Stahlke 2001:<br />
12ff.). <strong>Für</strong> unsere Untersuchung müsste ausreichen, dass „Rollenverhalten“ und<br />
„Rollenhandeln“ nach Iris Stahlke „[…] als Ausdrucksformen des eigenen<br />
Umgangs mit Verhaltenserwartungen anderer an einen selbst“ gelten. In der<br />
Soziologie sind Rollenspiel, Rollenverhalten und Rollenhandeln durchaus<br />
gleichzusetzen, da es als unmöglich erscheint, eine Grenze zwischen<br />
spielerischem und realem Verhalten zu ziehen (vgl. ebenda: 53).<br />
Performance-Theorien erlangte. Psychologische Performance-Theorien hatten weniger einen<br />
direkten Einfluss, als vielmehr dadurch, dass der Theaterwissenschaftler Schechner und<br />
andere sich auf sie bezogen. Der führende Name dieser psychologischen Theorien war J. L.<br />
Moreno, der das Konzept des Psychodramas präsentierte. Daraufhin folgten eine Reihe an<br />
rollenspielerischen Ansätzen (vgl. Carlson 1996: 34f.).<br />
34 Bronfenbrenners Sprache bezieht sich auf seine „Ökologie“. Urie Bronfenbrenners<br />
Verwendung des Begriffes „Ökologie“ ist nicht nur in der biologischen Bedeutung der<br />
„Lebensnische“ zu verstehen, sondern sie greift auch auf die in dem ursprünglichen Begriff<br />
„oikos“ enthaltene Bedeutung von „Haus“ zurück. In seinem Sinne meint „Ökologie“ eine<br />
vom Menschen selbst gestaltete und gestaltbare Umwelt (vgl. Lüscher 1989: 9).<br />
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