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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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Michalitsch 2006: 66). Galt es im Liberalismus den leidenschaftlichen Drang<br />

nach Freiheit zu domestizieren, gilt es im Neoliberalismus eine Leidenschaft wie<br />

die Freiheit zu simulieren. Simulation meint die Kommodifizierung von<br />

Leidenschaften. Leidenschaften werden dann produziert, wenn sich auch ein<br />

Markt für sie findet. Gleichzeitig werden auch Marken bzw. Waren mit<br />

Leidenschaften versehen (vgl. ebenda: 16).<br />

Anknüpfend an diese beiden Veränderungen kann von einer epistemologischen<br />

Verschiebung gesprochen werden, die das Ökonomische gezielt und universal<br />

ausdehnt. Die Wirtschaft ist nicht mehr neben beispielsweise Politik und Kunst<br />

ein Bereich der Gesamtgesellschaft, die ihrer besonderen Logik folgt, sondern<br />

sie umfasst das gesamte menschliche Handeln, das Humankapital. Eine<br />

besondere Rolle spielt das Kalkül, das insbesondere die Chicagoer Schule den<br />

Subjekten zuschreibt und diese dazu bringt, ein bestimmtes Ziel zu fokussieren.<br />

Die US-amerikanischen Neoliberalen attestieren dem menschlichen Handeln<br />

eine besondere ökonomische Rationalität. Diese Perspektivierung räumt dem<br />

Ökonomischen keinen klar abgegrenzten Bereich ein, sondern es drückt sich in<br />

jeglichem menschlichen Verhalten aus (Foucault 2004a: 314, Gordon 1991:<br />

43ff.).<br />

Die neoliberale Rationalität benötigt zur Sicherung der Stabilität die<br />

Folgsamkeit des Individuums. Denn sie setzt anstelle von staatlicher Regulation<br />

auf Marktgesetze und die diesen unterworfene Freiheit der Individuen:<br />

„Äußerer Zwang wird durch inneren ersetzt. In dem Maß, in dem der homo<br />

oeconomicus entfesselt wird, muß er demnach zugerichtet werden. Er hat ‚von<br />

sich aus‘ gesellschaftlichen Anforderungen zu genügen. Die Selbststeuerung des<br />

Marktes erfordert mehr denn je Selbst-Formation. Deren Muster werden<br />

vorgegeben: in Komplex von Macht-Wissen entwickelt, medial verbreitet“<br />

(Michalitsch 2006: 16).<br />

Das sich selbst kreierende Subjekt wird zur gesellschaftlichen Leitfigur. Diese<br />

Leitfigur korrespondiert mit der Neuformulierung der Wahrheit des Menschen<br />

über sich selbst. Sie passt in das das neoliberale Projekt stützende Wissen und<br />

sie zeigt sich in kommunikativen und sozialen Praktiken (vgl. Michalitsch 2006:<br />

17). In neoliberalen Politiken wird beispielsweise in einer spezifischen<br />

Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik ein bestimmter Subjekttyp vorformuliert: Der<br />

„Unternehmer seiner selbst“ 75 (Bröckling 2002: 178; Foucault 2004a: 314). Die<br />

Subjektanforderungen des „unternehmerischen Selbst“ (Bröckling 2002)<br />

75 Im Folgenden sind das „unternehmerische Selbst“ (Bröckling 2002), der „Unternehmer<br />

seiner selbst“ (Foucault 2004a: 314, Bröckling 2002: 178), das „entrepreneurial self“<br />

(Reckwitz 2004: 53) und das „enterprising self“ (Miller/Rose 1995: 455) gleichzusetzen.<br />

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