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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000), 111 aber die Hierarchie der<br />

unterschiedlichen Arbeiten, die der Ausdruck einer androzentrische Norm ist,<br />

wird dethematisiert (vgl. Ludwig 2006: 55; Soiland 2004: 101f.). 112<br />

Hierarchische Geschlechterordnungen als Subtext neoliberaler Anrufungen<br />

bedeuten, dass beispielsweise Versorgungsarbeit als „individualisierte<br />

Handlungsrationalität“ firmiert, was einer Umformulierung zur „feminisierten<br />

Verantwortung“ gleichkommt (vgl. Pühl/Schultz 2001: 103f.). Analog zur<br />

Feminisierung von Arbeit müsste „feminisierte Verantwortung“ bedeuten, dass<br />

Versorgungsarbeit als weibliche oder feminisierte Verantwortung neu definiert<br />

wird, unabhängig davon ob sie von Frauen oder Männer verrichtet wird:<br />

„Feminisiert zu werden [sic!] bedeutet hier, eine extrem prekäre Position<br />

einzunehmen, zerlegt und neu zusammengesetzt werden zu können; als<br />

Reservearmee ausgebeutet werden zu können; eher als Bedienstete denn als<br />

ArbeiterInnen betrachtet zu werden; während und nach der Erwerbsarbeit einem<br />

Zeittakt unterworfen zu sein, der einer geregelten Arbeitszeit Hohn spricht und<br />

ständig eine an der Grenze zum Obszönen, eine auf Sex reduzierbare Existenz zu<br />

führen, immer bedroht von Arbeitslosigkeit und Deplatzierung“ (Haraway 1995:<br />

55).<br />

Gleichzeitig bedeutet Feminisierung von Arbeit, dass mit ihr neue Arbeitsfelder<br />

mit hoher Qualifikation entstehen, auch für die Männer und Frauen, die bisher<br />

keine Zugangsmöglichkeit zu qualifizierten Positionen hatten. Die<br />

widersprüchlichen Anrufungen, geschlechtlich determiniert und individuell<br />

veränderbar zu sein, werden als Ressource genutzt (vgl. Pühl/Schultz 2001:<br />

112). Der Wirtschafts- und Trendforscher David Bosshart spricht in Bezug auf<br />

die Frage der Geschlechtsidentität für das Subjekt der zukünftigen Wirtschaft<br />

von einer „Fitness der Geschlechter“. Bezug nehmend auf Butler prophezeit er<br />

ein „Ende des Geschlechterzwangs“. Er fragt, ob es nicht möglich ist, „[…] eine<br />

optimale Mischung des Weiblichen und Männlichen jenseits einer auf ein<br />

bestimmtes Geschlecht bezogenen Ableitung von Ressourcen und Fähigkeiten<br />

zu erreichen“. Bei ihm avanciert der Transvestit zum „heimlichen Held“ und zur<br />

„Kultfigur der Gegenwart“, „[…] weil ‚es‘ nicht mehr in die<br />

111 Die Europäische Union legte mit dem Vertrag von Amsterdam 1997 fest, dass<br />

„Voraussetzung für die volle Verwirklichung der Demokratie ist, daß alle Bürgerinnen und<br />

Bürger gleichberechtigt am Wirtschaftsleben, an Entscheidungsprozessen, am<br />

gesellschaftlichen und kulturellen Leben und an der Zivilgesellschaft beteiligt und in allen<br />

Bereichen gleich stark vertreten sind“ (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2000:<br />

3).<br />

112 Joan Acker verweist darauf, dass Rechtsprechung zur Regulierungen der<br />

Arbeitsorganisation durchaus Geschlechtsneutralität postulieren, aber implizit geschlechtliche<br />

Auswirkungen besitzen (Acker 1992: 255ff.).<br />

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