Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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Versagen in der konkurrenziellen Situation wahrgenommen. Anstelle des<br />
Solidarprinzips steht die individuelle Nutzenmaximierung. Selbstverwirklichung<br />
ist die Seite der Freiheit und individuelles Scheitern ist die Seite des Zwangs der<br />
neoliberalen Münze. Im individuellen Nutzen liegt die verführerische<br />
Komponente, während die individuelle Verwertbarkeit auf den strikten<br />
Zwangscharakter verweist (vgl. Michalitsch 2006: 95, Bröckling 2002: 190).<br />
Auch die Zusammenarbeit der Spielergruppe „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ ist auf<br />
allen Ebenen immer wieder reich an Konflikten. Bei den verschiedenen Themen,<br />
die im Rahmen des aktionsforscherischen Ansatzes bearbeitet worden sind, hat<br />
es nicht nur Konflikte mit dem meistens unwissenden Publikum gegeben,<br />
sondern auch innerhalb der Gruppe. In den letzten drei Jahren sind einige ein-<br />
und andere ausgestiegen. Wir haben uns auseinander gesetzt und gestritten. Ein<br />
ums andere Mal hat das ganze Projekt auf der Kippe gestanden. 2<br />
Im Allge<strong>meine</strong>n funktioniert das Unternehmensspiel oder der Fake nur deshalb,<br />
weil sich die Interessen und Identitäten der Spielergruppe zumindest zum<br />
größten Teil decken (vgl. in Bezug auf den Fake autonome a.f.r.i.ka. gruppe<br />
2001: 68). Auch in der speziellen Situation der Krisenintervention kamen die<br />
Identitäten der Spieler – zumindest teilweise – mit der Figur der „Unternehmerin<br />
ihrer selbst“ oder auch des „Honorary Big Swinging Dicks“ überein, was<br />
notwendig war, um sowohl Spiegelung als auch Kritik darstellen zu können.<br />
Gleichzeitig wurde die Darstellung der „Unternehmerin ihrer selbst“<br />
problematisch, wenn die Spieler sich identitär an eine Hetero- oder Homonorm<br />
banden. Damit die Widersprüchlichkeit der Realfiktion der „Unternehmerin<br />
ihrer selbst“ zum Ausdruck gebracht werden konnte, durften die Spieler nicht<br />
durch normative Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität und Leistung<br />
determiniert sein. Bei einem Teilnehmer hatte das zum Ausstieg aus der<br />
Spielergruppe geführt.<br />
Auch die Irritation beim Publikum resultierte teilweise aus einer Orientierung an<br />
der Heteronorm, was sich in der Forderung nach geschlechtlicher und<br />
2 Einen Grund zur Auseinandersetzung lieferte der Flyer einer Veranstaltung mit dem Titel<br />
„Feiern, solange es noch geht“, bei der das „<strong>Monkeydick</strong> Music Department“ auflegen wollte.<br />
Auf der Vorderseite des Flyers war ein düsteres Szenario aus verschmutzter Umwelt,<br />
Atomkraftwerken und Überwachungskameras dargestellt. Auf der Rückseite des Flyers wurde<br />
zur Unterstützung der Anti-G8-Proteste im Juni 2007 in Heiligendamm mit Verweis zu einer<br />
Internetseite aufgerufen. Darunter prangte ein Graffiti des Kommunikationsguerilleros und<br />
Pranksters Banksy, bei dem zwischen Mickey Mouse und Ronald MC Donald das aus der<br />
Napalmhölle entwichene Mädchen Kim Phuc läuft. Die Gruppe setzte sich darüber<br />
auseinander, wie man sich gegenüber einer derartig verkürzten, selbstgefälligen, reißerischen<br />
und antiamerikanischen Kritik positionieren solle. Einer aus der Gruppe forderte, dass das DJ-<br />
Team die Veranstaltung absagen müsste, da er ansonsten aus der Gruppe aussteigen würde.<br />
Letztendlich entschied man sich für einen Kompromiss; das „<strong>Monkeydick</strong> Music<br />
Department“ durfte mit einem distanzierenden Banner am DJ-Pult auflegen und es kam nicht<br />
zum Ausstieg des Mitspielers.<br />
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