Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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Die liberal-fordistische Gouvernementalität reguliert und produziert die<br />
Geschlechterdifferenz und die strikte Trennung von Reproduktion und<br />
Produktion. In der neoliberalen Gouvernementalität sind die äquivalenten<br />
Lebensweisen aktiviert, flexibel-normalisiert und kontrolliert, worauf im<br />
Folgenden näher eingegangen werden soll.<br />
3.4.2 Sexuelle Arbeit im neoliberalen Postfordismus<br />
„Erfolgreiche Männer werden ‚big swinging dicks‘ genannt und<br />
Händlerinnen sind ‚honorary big swinging dicks‘ (die<br />
‚schwingenden Schwänze‘, d.h. die Chefs, ehrenhalber).“ 63<br />
82<br />
Guardian Weekend<br />
Der Einfluss neoliberaler Politiken hat sich in den westlichen Gesellschaften seit<br />
Mitte der 1970er Jahre aus dem sozio-ökonomischen Programm der Chicagoer<br />
Schule 64 entwickelt. 65 Neoliberale Politiken stellen eine Antwort auf die Krise<br />
der Akkumulation und die Krise der fordistischen Regulation dar. Demnach ist<br />
das neoliberale Projekt nicht als ein Rückgriff auf oder eine Revitalisierung von<br />
liberalen Politiken zu verstehen, sondern es ist eine radikale Weiterentwicklung<br />
des klassischen Liberalismus (vgl. Lemke 1997: 239). Neoliberale Politiken<br />
stellen sich als Rückzug der Politik aus dem Feld gesellschaftlicher Steuerung<br />
dar (vgl. Bröckling et al. 2000: 9).<br />
Die Gouvernementalitätsstudien widmen sich der neoliberalen<br />
Gouvernementalität als eigene Forschungsperspektive. Sie gehen auf eine<br />
theoretische Weiterentwicklung der Machtanalytik Foucaults zurück und<br />
versuchen mit seinem Begriff der Gouvernementalität zu arbeiten. Die<br />
Gouvernementalitätsstudien diskutieren die neoliberalen<br />
Umstrukturierungsprozesse des Sozialstaats unter dem Schlagwort<br />
„Ökonomisierung des Sozialen“ (Bröckling et al. 2000). 66 Foucault hat den<br />
Wandel von der liberalen zur neoliberalen Gouvernementalität in seiner für<br />
diesen Zusammenhang bedeutenden Vorlesungsreihe am Collège de France zur<br />
63<br />
Guardian Weekend, vom 30. April 1994, zit. n. McDowell 2000: 178.<br />
64<br />
Als deren Hauptvertreter gelten in erster Linie Milton Friedman, Friedrich August von<br />
Hayek und Gary S. Becker.<br />
65<br />
Foucault setzt die „Wende zum Neoliberalismus“ nicht in 1970er Jahren an. Er siedelt den<br />
deutschen Neoliberalismus bereits in der Zwischenkriegszeit an und identifiziert ihn mit der<br />
„Sozialen Marktwirtschaft“ der Nachkriegszeit (vgl. Prinz/Wuggenig 2007: 243).<br />
66<br />
Seit Anfang der 1990er Jahre wird über den Umbau des Staates diskutiert. Das bisherige<br />
Selbstverständnis des Staates, das er möglichst weitgehend eingreifen, ausgleichen und<br />
kontrollieren soll, weicht dem Leitbild des „Aktivierenden Staates“ (vgl. exemplarisch<br />
Damkowski/Rösener 2003). Die Mitarbeit der Autorin in dem Projekt „Aktivierender Staat“<br />
ermöglichte, sich in kritische Beziehung zu diesem Leitbild zu setzen (Mönkedieck et al.<br />
2001).