Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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4.1.1 Wahre Wissenschaft und spielerischer Solipsismus<br />
„Ironie handelt von Widersprüchen, die sich nicht – nicht<br />
einmal dialektisch – in ein größeres Ganzes auflösen lassen,<br />
und von der Spannung, unvereinbare Dinge beieinander zu<br />
halten, weil beide oder alle notwendig und wahr sind. Ironie<br />
handelt von Humor und ernsthaftem Spiel. Sie ist auch eine<br />
rhetorische Strategie und eine politische Methode, von der ich<br />
wünschte, daß sie von sozialistischen Feministinnen mehr<br />
beachtet würde.“ 4<br />
116<br />
Donna Haraway<br />
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern es möglich ist, auf<br />
spielerischem Wege ernsthafte wissenschaftliche Ergebnisse zu produzieren.<br />
Huizinga hat in seiner Spieltheorie zu zeigen versucht, dass alle Kultur<br />
ursprünglich auf das Spiel zurückzuführen ist:<br />
„Der Form nach betrachtet, kann man das Spiel also zusammenfassend eine freie<br />
Handlung nennen, die als ‚nicht so gemeint‘ und außerhalb des gewöhnlichen<br />
Lebens stehend empfunden wird und trotzdem den Spieler völlig in Beschlag<br />
nehmen kann, an die kein materielles Interesse geknüpft ist und mit der kein<br />
Nutzen erworben wird, die sich innerhalb einer eigens bestimmten Zeit und eines<br />
eigens bestimmten Raums vollzieht, die nach bestimmten Regeln ordnungsgemäß<br />
verläuft und Gemeinschaftsverbände ins Leben ruft, die ihrerseits sich gern mit<br />
einem Geheimnis umgeben oder durch Verkleidung als anders von der<br />
gewöhnlichen Welt herausheben“ 5 (Huizinga 1956: 20).<br />
Die Pointe in der oben zitierten Definition des Spiels liegt darin, dass sich die<br />
Differenz zwischen Spiel und Ernst nicht auf die Handlung selbst, sondern auf<br />
eine spezifische Haltung des Spielers gegenüber seiner Handlung bezieht. Als<br />
unausgesprochene Bedingung müsste allerdings gelten, dass alle am Spiel<br />
Beteiligten sich auf diese Haltung geeinigt haben. Unter modernen<br />
Voraussetzungen kann davon nicht die Rede sein.<br />
In der modernen Selbstbeschreibung gilt ein Wissenschaftsparadigma, das das<br />
Konzept der Rationalität zum obersten Postulat erhebt. Der Anspruch besteht in<br />
Interessenneutralität und Objektivität: „Das Argument ist zirkulär und deshalb<br />
unangreifbar“ (Baumann 1992: 58). Wissenschaftlichkeit besticht demnach<br />
durch Universalität und Allgemeingültigkeit. Es handelt sich um eine<br />
4 Haraway 1995: 33.<br />
5 Kursiv im Original.