12.09.2013 Aufrufe

Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Politiken hervorheben zu können. Als theoretisches Instrumentarium zur<br />

Analyse liberaler Konstruktionen bietet sich die von Foucault entwickelte<br />

Gouvernementalitätsperspektive an, auf der die Gouvernementalitätsstudien zur<br />

Dekonstruktion von neoliberalen Konstruktionen aufbauen.<br />

3.2.2 Die Gouvernementalität<br />

„‘Führung‘ ist zugleich die Tätigkeit des ‚Anführens‘ anderer<br />

(vermöge mehr oder weniger strikter Zwangsmechanismen)<br />

und die Weise des Sich-Verhaltens in einem mehr oder weniger<br />

offenen Feld von Möglichkeiten.“ 23<br />

56<br />

Michel Foucault<br />

Die Entwicklung des Begriffes der „Gouvernementalität“ ist auf Foucaults<br />

Korrektur seiner Machtanalyse in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre<br />

zurückzuführen. Die „Gouvernementalität“ taucht zum ersten Mal in Foucaults<br />

Vorlesungsreihe am Collège de France in den Jahren 1978 und 1979 auf (vgl.<br />

Lemke 1997: 143f.). Hervorzuheben ist seine anfänglich schon genannte vierte<br />

Sitzung vom 1. Februar 1978 mit dem Titel „Die ‚Gouvernementalität‘“ 24<br />

(Foucault 2000). Abgeleitet ist der Neologismus 25 vom französischen Adjektiv<br />

„gouvernemental“ („die Regierung betreffend“) (Lemke 2007: 13). Er tauchte<br />

schon in den 1950er Jahren bei Barthes in seinen „Mythen des Alltags“ auf.<br />

Dieser bezeichnete mit dem „barbarischen, aber unvermeidlichen Neologismus“<br />

ein Moment, das eine Verkehrung von Ursache und Wirkung vornimmt und in<br />

der Regierung den Autor gesellschaftlicher Verhältnisse sieht (vgl. Barthes<br />

1964: 114). 26<br />

Er erweiterte das analytische Werkzeug seiner Machtanalyse, um die Beziehung<br />

zwischen Herrschaftsformen und Subjektivierungsprozessen adäquat<br />

beschreiben zu können. Mit der „Gouvernementalität“ wird ein weiter Begriff<br />

von Regierung umschrieben, der sowohl politische als auch wirtschaftliche,<br />

wissenschaftliche und künstlerische Machttechnologien umfasst. Die neue<br />

23 Foucault 1994: 255.<br />

24 Hierbei handelt es sich um die deutsche Erstübersetzung.<br />

25 An dieser Stelle wird eine Korrektur von den Foucault-Interpreten vorgenommen, die<br />

<strong>meine</strong>n, dass „Gouvernementalität“ sich aus „gouverner“ (Regieren) und „mentalité“<br />

(Denkweise) zusammensetzt. Zwar ist der Regierungsgegenstand (gouverner) nicht<br />

unabhängig von der Denkweise (mentalité) zu denken (vgl. exemplarisch Lemke 1997: 146,<br />

Rose/Miller 1992: 181-183), aber die Herleitung ist nicht richtig (vgl. Lemke 2007: 13).<br />

26 Lemke sieht Foucaults Aufgriff des Begriffes „Gouvernementalität“ nicht im Kontext von<br />

Barthes` „mythischer Zeichenpraxis“, in der gesellschaftliche Verhältnisse entpolitisiert und<br />

verschleiert würden. Foucaults „Gouvernementalität“ „[…] verweist auf unterschiedliche<br />

Handlungsformen und Praxisfelder, die in vielfältiger Weise auf die Lenkung und Leitung<br />

von Individuen und Kollektiven zielen“ (Lemke 2007: 13).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!