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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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Forschung ist, sondern vielmehr um die Irritation von Identitätsvorgaben (vgl.<br />

Weiskopf 2003: 11f.).<br />

In der Auseinandersetzung mit Identitätskonstruktionen kann einen niemand<br />

zwingen, mit der Identität das zu tun, was man normalerweise mit dieser<br />

Identität macht. José Esteban Muňos sieht die „Disidentifikation“ als eine<br />

Überlebensstrategie der Subalterne, um entlang einer hegemonialen<br />

Öffentlichkeit zu problematisieren, dass diese permanent Subjekte, die nicht der<br />

Norm entsprechen, ausschließt (vgl. Muňos 2007: 35). Auch die<br />

unternehmerische Identität lässt einige Varianz zu. Der belgische Surrealist,<br />

Kommunist und Freund von René Magritte, Marcel Mariën, tritt in seinem<br />

Bändchen „Weltrevolution in 365 Tagen“ dafür ein, dass man, da die<br />

kommunistische Partei im Westen gescheitert sei, den Kapitalismus mit seinen<br />

eigenen Waffen schlagen müsse. Halb-parodistisch schlägt er die Gründung<br />

einer klandestinen Organisation vor. Die Menschen sollen von dieser<br />

„Unternehmung“ durch Angebote wie einen zunächst völlig unpolitisch<br />

erscheinenden „Freizeitklub“ angelockt werden. Um das zu erreichen, zieht<br />

dieses Unternehmen alle Register der Werbung und des modernen Marketings<br />

(vgl. Mariën 1989: 83).<br />

Mariën plant die Subversion des kapitalistischen Systems durch Affirmation und<br />

perfekte Assimilation. Brock versucht mit dem Begriff der Affirmation, die<br />

Notwendigkeit zur „Positivität im Widerstand“ stark zu machen, Begründungen<br />

von Entscheidungen nicht per se von der Hand zu weisen, sondern sie an den<br />

Resultaten ihrer Handlungen zu messen: „Affirmative Strategie konfrontiert das<br />

explizite Selbstverständnis, die Handlungslegitimationen von jemand, der einen<br />

Aussagenanspruch erhebt, mit der tatsächlichen Konsequenz seines Handelns“<br />

(vgl. Brock 1977: 136). Brocks Affirmation ist nicht als erzwungenes Aushalten<br />

und machtloses Stagnieren im Gegebenen zu verstehen, sondern als eine<br />

positive Bejahung, die aufgestellte Postulate auch einfordert. Damit zielt seine<br />

Affirmation nicht auf die Wahrung des Bestehenden, sondern auf die<br />

Ausschöpfung jeglicher Potentiale (ebenda 137).<br />

Diese Arbeit ist im Sinne Goffmans den „impliziten Rahmungen des<br />

Alltagsverhaltens“ gewidmet. Gleichzeitig ist sie der Genealogie der<br />

Subjektivierung geschuldet, die „[…] eher nach den expliziten Regeln, welche<br />

den individuellen Performanzen eine bestimmte Richtung zu geben versuchen“,<br />

fragt (vgl. Bröckling 2007: 44). <strong>Für</strong> unsere Suche nach der Irritation soll beides<br />

fruchtbar gemacht werden, womit wir uns „Rollenskripten“ und „Anleitungen<br />

zur Schauspielkunst“ bemächtigen (ebenda). 19 Um jedoch überhaupt über Spiel<br />

sprechen zu können, sollte man zunächst einmal anfangen zu spielen. Denn das<br />

Spiel entfaltet sich dann besonders überzeugend, wenn es nicht aus der Distanz<br />

19 Bröckling spricht davon, dass der Gegenstand der „Genealogie der Subjektivierung“<br />

„Anleitungen zur Schauspielkunst“ seien und nicht „Rollenskripte“ (Bröckling 2007: 44).<br />

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