Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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Krisenexperiment zu sehen ist, zu verstehen. Es wird davon ausgegangen, dass<br />
die Norm der leistungsstarken, heterosexuellen 121 Männlichkeit 122 , des<br />
„Unternehmers seiner selbst“ (Bröckling 2002: 178), zwar dominant bleibt, aber<br />
durch individuelle Leistung und Verwertbarkeit wird es auch für Frauen,<br />
Transsexuelle, Schwule, Lesben etc. möglich, an dieser Norm zu partizipieren.<br />
Über einen Appell an die individualisierte Eigenverantwortung und<br />
Leistungsbereitschaft öffnen neoliberale Politiken die Norm der Heterosexualität<br />
mit ihrer hierarchischen Geschlechterordnung zugunsten geschlechtlicher und<br />
sexueller Vielfalt. Diese „flexible Normalisierung“ oder auch „Norm der<br />
Abweichung“ (von Osten 2003) findet ihren Niederschlag in der Figur der<br />
„Unternehmerin ihrer selbst“. Die in dieser Figur liegenden Freiheitsgewinne<br />
hinsichtlich Geschlecht und Sexualität gelten für Leistungsfähige und -willige.<br />
Sie werden sich um den Preis der Entsolidarisierung des Sozialen erkauft, die<br />
die soziale Ungleichheit auch innerhalb von Kategorien wie Geschlecht und<br />
Sexualität verschärfen.<br />
Neoliberale Politiken schließen Allianzen zwischen einer strikten<br />
Heteronormativität und der „flexiblen Normalisierung“. Die Partizipation an der<br />
„flexiblen Normalisierung“ funktioniert damit nicht mehr nach einer einfachen<br />
Schwarz-Weiß-Logik, sondern zeichnet sich vermehrt durch den Zwang zur<br />
individuellen Gestaltbarkeit von Geschlecht und Sexualität aus. Es scheint als ob<br />
die sozialen Markierungen Geschlecht und sexuelle Orientierung an Bedeutung<br />
verlieren, weil das Versprechen einer individuellen Überwindung gegeben wird.<br />
Ungeachtet dessen stellen sie jedoch Ausgangspunkt und Bedingung subjektiver<br />
Handlungsmächtigkeit dar (vgl. Engel 2002: 202).<br />
121 Eigentlich müsste von weißer, bürgerlicher, heterosexueller, junger, leistungsstarker etc.<br />
Männlichkeit gesprochen werden, aber in dieser Untersuchung liegt der besondere Fokus auf<br />
den sozialen Kategorien Geschlecht und Sexualität, während an die Stelle der Kategorie<br />
„Klasse“ in dieser Arbeit zumindest Leistung, individuelle Verwertbarkeit oder<br />
Selbstverwirklichung tritt.<br />
122 Robert W. Connell hat den Begriff „hegemoniale Männlichkeit“ geprägt, der einen durch<br />
Zeit und Raum veränderbaren Charakter besitzt. Er beschreibt „hegemoniale Männlichkeit“<br />
als „[…] jene Form von Männlichkeit, die in einer gegebenen Struktur des<br />
Geschlechterverhältnisses die bestimmende Position einnimmt, eine Position allerdings, die<br />
jederzeit in Frage gestellt werden kann.“ Connell plädiert für die Wahrnehmung<br />
verschiedener Formen von Männlichkeit, um stereotype Männlichkeitsvorstellungen zu<br />
überschreiten. ‚Wie Männer zu sein haben‘, wird durch Leitbilder, Normen und Praktiken<br />
hegemonialer Männlichkeit vermittelt. Auch untergeordnete oder subversive Formen von<br />
Männlichkeit werden durch die hegemoniale Norm mitproduziert (vgl. Connell 1999: 97).<br />
Kategorien wie Mann, Frau, Lesbe, Schwuler etc. hingegen gelten als ungeeignet, bestehende<br />
Machtverhältnisse zu überschreiten. Obwohl in dieser Arbeit teilweise an diesen Begriffen<br />
festgehalten wird, sind sie als Effekte eines heterosexuell organisierten Macht-Wissens-<br />
Komplexes zu sehen (vgl. Michalitsch 2006: 38).<br />
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