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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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war es am Ende wieder an dem Punkt, dass es nicht verstand, ob die<br />

Inszenierung ernst oder nicht ernst gemeint war. Es ging genau um den<br />

Zwiespalt, der sich ergab, wenn man mit Ernsthaftigkeit Kategorien wie<br />

Geschlecht, Sexualität und Leistung ausführte, um sie gleichzeitig unernst<br />

aufzuführen. Das Irritierende entstand dadurch, dass mit enormer Ernsthaftigkeit<br />

ein Aufwand betrieben wurde, um die Ernsthaftigkeit von etwas in Frage zu<br />

stellen. Selbst Teilnehmer aus dem Publikum, die „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“<br />

kannten, setzten sich ernsthaft damit auseinander. Sie maßen dem Ganzen eine<br />

Sinnhaftigkeit bei. Es gab auch Teilnehmer, die es ganz ernst nahmen, da der<br />

Unternehmensauftritt als äußerst gelungen erschien und sie sich Karrierechancen<br />

erhofften. Ein Teilnehmer fragte den anderen: „Meinst Du, dass Du gut genug<br />

für das Unternehmen bist?“ Obwohl sich das Publikum auf den „Arm<br />

genommen“ fühlen konnte, sollte ihm gleichzeitig die Marginalität der<br />

Spielergruppe, in die sie sich durch die Kritik an leitenden Kategorien<br />

hineinmanövrierte, bewusst werden.<br />

Im Fall der Hostessen, die von flachen Hierarchien im Unternehmen sprachen,<br />

sorgte für Irritation, dass dadurch ein Interessengegensatz harmonisiert wurde.<br />

Die Tätigkeit der Hostess, da sie mehrheitlich von Frauen ausgeführt wird,<br />

besitzt in der sozialen Statushierarchie weniger Wert (vgl. zur Korrelation von<br />

Frauenanteil und Sozialstatus Teubner 1989: 34). Damit reihte sich die Rede von<br />

den „flachen Hierarchien“ in ähnlich vermeintlich emanzipatorische Diskurse<br />

über Teamgeist, Kreativität oder Eigenverantwortung ein, die vermitteln, dass es<br />

keine Einpassung in Arbeitszwänge mehr gibt (vgl. Rastetter 1994: 74). Obwohl<br />

die Asymmetrie firmeninterner Machtverhältnisse auf der einen Seite diskursiv<br />

in eine Win-Win-Situation gleicher Interessen überführt wurde, irritierten die<br />

Differenzen auf nichtsprachlicher Ebene (z.B. unterschiedliche Kleidung).<br />

Ebenso besaßen Hostessen und Supervisoren verschiedene Kompetenzen, die<br />

geschlechtsspezifisch strukturiert waren. Die Hostessen brachten zum Ausdruck,<br />

dass sie vom Thema nichts verstanden und nur zur Repräsentation da waren.<br />

Ihre Tätigkeit ist mit weiblichen Geschlechtssymbolen konnotiert, was in der<br />

Krisenintervention über Kleidung, individuellen Spitznamen (z.B. „Brucilla“)<br />

und Sprache vermittelt wurde. Sexualisierte Kleidung wurde als Mittel<br />

eingesetzt. So trug die weibliche Hostess einen kürzeren Rock als der weibliche<br />

Supervisor. Die Hostessen waren nicht nur jugendlich, attraktiv und gepflegt,<br />

sondern auch freundlich und charmant. Der weibliche Supervisor musste<br />

hingegen Weiblichkeit und Professionalität ausbalancieren. Im Sinne eines<br />

„Weiblichkeitsmanagements“ (Rastetter 1994: 267) musste sie sich als<br />

Karrierefrau von den Hostessen, die auf ihre Körperlichkeit reduziert wurden,<br />

abgrenzen. 64 Schon durch ihren individuellen Spitznamen („Friedel“) ließ sie<br />

64 Nicht nur Frauen, sondern auch Männer müssen sympathisch, jugendlich und dynamisch<br />

sein (vgl. Wilz 2002: 9).<br />

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