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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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Geschlechterperspektive zum Ausdruck gebracht werden. Gleichzeitig wirft der<br />

Name Michel Foucaults Frage „Was ist ein Autor?“ auf und antwortet<br />

ambivalent: „Autorname: man kann ihn nicht wie eine festgelegte Beschreibung<br />

behandeln; aber kann ihn ebenso wenig wie einen gewöhnlichen Eigennamen<br />

behandeln“ (Foucault 2000a: 198). Schlussendlich machte ein Bekannter<br />

„<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ daraus. Der zweite Teil des Namens „<strong>Productions</strong>“<br />

bringt sowohl die produktive Seite von Geschlecht, Sexualität und Leistung zum<br />

Ausdruck als er auch zeigt, dass „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ bezüglich dieser<br />

Kategorien etwas produziert. Zudem wird durch den Unternehmensnamen die<br />

offensive Subjektivität des ganzen Unternehmens deutlich, denn es wird erst gar<br />

nicht versucht, objektiv zu sein. Gleichzeitig bedienen sich Möchtegern 25 -<br />

„Bobos 26 “ wie wir nicht nur ironischer Anspielungen und erzwungenen<br />

Sprachwitzes, sondern wir versuchen, Bildung und Kultur ungeniert zur Schau<br />

zu stellen (vgl. Brooks 2002: 117).<br />

Ein weiteres tragendes Element des ganzen Projektes ist die Kunst der<br />

Aneignung (Appropriation Art) 27 oder die Verfremdungsmethode der<br />

Entwendung: „Der Text ist ein Gewebe von Zitaten aus unzähligen Stätten der<br />

Kultur“ (Barthes 2000: 190). Wir entwickeln Konzepte und Ideen von anderen<br />

weiter und aktualisieren sie damit. Um es weniger euphemistisch 28 mit dem<br />

25 Man kann bei den meisten Mitarbeitern des Unternehmens <strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong> nicht<br />

von Bobos im Sinne David Brooks sprechen, weil sie weder das notwendige materielle noch<br />

kulturelle Kapital mitbringen. Judith Mair und Silke Becker verweisen jedoch darauf, dass<br />

sich mit den Jahren das Bild des Bobos gewandelt hat. Sie sehen den Bobo inzwischen eher<br />

als „kreativen Tagelöhner“ und „kostengünstigen Handlanger“ des kapitalistischen Systems<br />

(vgl. Mair/Becker 2005: 133f.).<br />

26 In dem von Brooks geprägten Wort „Bobo“ vermischen sich Bourgeoisie und Boheme zu<br />

einem bourgeoise bohemian (bobo): „Sie sind liberal, kreativ und reich. Sie sind gebildet und<br />

haben Erfolg im Beruf. Sie lieben alles, was schlicht und teuer ist. Die Bobos sind die neue<br />

Elite des Informationszeitalters. Ihr Leben verbindet den Wohlstand und Ehrgeiz der<br />

Bourgeoisie mit der Unkonventionalität und dem Idealismus der Bohemiens“ (Brooks 2002:<br />

2). Mair/Becker sehen in dem Bobo die „Reinkarnation aus Hippie und Yuppie in einer<br />

Person“ (2005: 133).<br />

27 Appropriation Art kann man als Aneignungskunst bezeichnen, in der fremde Bildlichkeit<br />

angeeignet und das Kopieren als eigenständiger Akt etabliert wird. Machtverhältnisse,<br />

abbildende Repräsentation und deren Kritik daran kommen in den Blick. Es gerät nicht nur<br />

die Einmaligkeit des Werkes einschließlich seiner warenförmigen Implikationen unter<br />

Beschuss, sondern zentrale Begriffe wie Kreativität, Ausdruck und Originalität werden<br />

fragwürdig. Appropriation Art wird oftmals als feministische Praxis verstanden, in der eine<br />

Kritik an männlichen Blickregimen und an Zuschreibungen von Autorschaft, Werk und<br />

dessen Verortung, wie sie die männliche Kunstgeschichte vornimmt, vollzogen wird (vgl.<br />

Krauss 2000).<br />

28 Es soll möglichst vermieden werden, euphemistische Sprachformen zu stützen. Die<br />

neoliberale Euphemisierung der Sprache tabuisiert Begriffe wie Antagonismus, Profit oder<br />

Machtverhältnisse, womit das Denken entdifferenziert und gesellschaftliche Widersprüche<br />

harmonisiert werden (vgl. Michalitsch 2006: 100).<br />

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