Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
entscheidende Rolle für den „Kreativitätsindex“. 116 Diesen Index hat Richard<br />
Florida entwickelt, um ihn als Messlatte für ökonomische Entwicklung<br />
anzulegen (vgl. Florida 2006: 255ff.), 117 womit gleichzeitig der<br />
Zwangscharakter der Kreativität zum Ausdruck kommt (vgl. Osborne 2003).<br />
Auch Werbeagenturen haben abweichende Sexualitäten als Zielgruppe für sich<br />
entdeckt und lancieren entsprechende Motive. Die Geschichte der<br />
Diskriminierung fällt dabei unter den Tisch. Beispielsweise bedeutet schwul<br />
oder lesbisch zu sein, die Wahlfreiheit zu besitzen, eine Option unter vielen zu<br />
wählen (vgl. Nord 2000: 161). Trotz der Integration in den Markt und der<br />
Anerkennung als Konsumobjekt wird das Thema Sexualität weiterhin in die<br />
Privatsphäre verbannt, es sei denn die Abweichung kann zur Effizienzsteigerung<br />
genutzt werden, denn in einer schwulen Community kann ein schwuler<br />
Kundenberater durchaus von Nutzen sein. Während neoliberale Politiken den<br />
Widerspruch zwischen Autonomie und Bindung in die Privatsphäre oder ähnlich<br />
einem „inneren Klassenkampf“ 118 (so Voß, zit.n. Pühl 2004: 44) ins Subjekt<br />
verlagern, machen Boudry et al. die „sexuelle Arbeit“ sichtbar. Ihr Begriff der<br />
„sexuellen Arbeit“ ermöglicht den Zugang zu neoliberalen Subjektivitäten, die<br />
die sozio-ökonomischen Deregulierungen stützen.<br />
Non-konforme Sexualitäten werden individuell als Konsumenten und<br />
Unternehmer integriert, während einer gesamtgesellschaftlichen<br />
Entsolidarisierung Vorschub geleistet wird (vgl. Hennessy 2000; Engel 2003:<br />
233f.). Persönliche Freiheitsrechte gehen einher mit einer Privatisierung sozialer<br />
Verantwortung. Neoliberale Politiken rechtfertigen gesellschaftliche<br />
Ausschlüsse bei mangelnder individueller Leistung und Verwertbarkeit.<br />
Demnach lautet die Devise, „[…] du darfst so leben, wie du willst, wenn du<br />
damit erfolgreich bist und selbst dafür die Verantwortung übernimmst!“<br />
(Woltersdorff 2004: 146). In dieser homonormativen 119 Argumentation kommt<br />
116 Die Kreativität des schwulen Lebensstils kommt dem Phantasma gleich, das der lesbischen<br />
Differenz als revolutionärer Kraft im Feminismus eingeräumt wird (vgl. Hark 2005: 295ff.).<br />
117 Florida spricht von dem Erstarken einer „Creative Class“ (2006). Unabhängig von Florida<br />
weisen Paul H. Ray und Sherry Ruth Anderson mit ihren „Cultural Creatives“ in eine<br />
ähnliche Richtung. Mit ihren „Cultural Creatives“ beschreiben sie eine relativ große Gruppe<br />
von Menschen in der westlichen Welt, die sich zwischen den klassischen Polen der<br />
Modernisierung und Tradition bzw. Konservatismus ansiedelt (vgl. Ray/Anderson 2000).<br />
118 Bei dem Begriff des „inneren Klassenkampfes“ handelt es sich um eine mündliche<br />
Bemerkung von Voß auf der Tagung („Balance von Arbeit und Leben. Zur Regulierung und<br />
Nutzung flexibler Arbeitszeiten“) des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung<br />
(WZB) und der Hans Böckler Stiftung, 19./20.2.2004.<br />
119 Lisa Duggan umfasst mit dem Begriff „new homonormativity“ die neoliberalen Politiken<br />
einer Gruppe weißer, homosexueller US-Amerikaner, die sich dem Marktliberalismus, der<br />
Privatheit und dem Patriotismus verschrieben haben: „The new neoliberal sexual politics […]<br />
might be termed the new homonormativity – it is a politics that does not contest dominant<br />
heteronormative assumptions and institutions, but upholds and sustains them, while promising<br />
109