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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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der ausgedachten Handlung, bei der der aktive und passive Teil nicht eindeutig<br />

auszumachen ist (vgl. autonome a.f.r.i.k.a gruppe et al. 2001: 123).<br />

Ähnliches stellt Gouldner passend für Garfinkels Methodologie fest: Garfinkel<br />

zieht keine klaren Grenzen zwischen „Soziologen“ und „anderen Menschen“<br />

(ebenda: 467). Das was Gouldner als Kritik dient, ist für diese Untersuchung der<br />

essentielle Punkt, da in ihrem Wissenschaftsverständnis eine „leidenschaftslose<br />

und distanzierte Einstellung zur sozialen Welt“ (ebenda: 471) gerade nicht<br />

angestrebt wird. Die Vorstellung von einer Objektivität der Wissenschaft, die<br />

nicht durch die Leidenschaften und die Eingebundenheit des Wissenschaftlers<br />

getragen wird, widerstrebt einer radikalen, (de-)konstruktivistischen Sichtweise<br />

(vgl. 4.1). In dieser Untersuchung wird die direkte und konfrontative Agitation,<br />

die provokante und humorvolle Auseinandersetzung gesucht, um Raum für<br />

soziale Konflikte zu schaffen. Dennoch wird die Kritik an der Objekt-<br />

Wissenschaft mit wissenschaftlichen Methoden geübt.<br />

Obwohl eine „leidenschaftslose Wahrheitssuche“ nicht im Interesse der<br />

Experimentatorin steht, möchte sie auch nicht, dass die Leidenschaft in<br />

„sadistische Verhöhnung“ (Kordes 1994: 171) der Versuchspersonen bzw. des<br />

Publikums umschlägt. Vielmehr soll der Weg für ein „diskursives<br />

Krisenexperiment“ geebnet werden, in dem die Spielergruppe als Referenz zu<br />

verstehen ist:<br />

Als diskursiv 30 erweist sich ein Krisenexperiment am ehesten dann, wenn es die<br />

Lockerung rigider Alltagsordnung befördert, statt sie zu behindern; wenn es statt<br />

der Sprache der Täuschung die Sprache der Wahrhaftigkeit bevorzugt; wenn es<br />

die betroffenen Menschen nicht beleidigt und abwertet, sondern ernst nimmt,<br />

respektiert und partizipieren lässt und wenn es ihre Fähigkeit erhöht, zumindest<br />

zeitweise aus sich selbst, aus der Alltagsordnung und aus der Masse<br />

herauszutreten…“ (ebenda).<br />

Trotz dieses ‚Rechtfertigungskatalogs‘ und der guten Vorsätze sind heftige<br />

Reaktionen von Seiten des Publikums nicht auszuschließen. Die Spielergruppe<br />

„<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ hat bei Probeexperimenten 31 schon Bekanntschaft<br />

30 Fett im Original.<br />

31 Beispielsweise kann unter www.monkeydick-productions.com unter der Überschrift<br />

„Shop“ das Angebot zu unserem ersten Krisenexperiment eingesehen werden. „Hensel<br />

<strong>Monkeydick</strong>“ suchte für seine WG zwei neue Mitbewohner. Es wurden Menschen dazu<br />

eingeladen, sich die WG-Zimmer anzusehen. Die Besichtigung entpuppte sich für die<br />

Interessenten zu einer Art Assessment-Center. Die Interessenten mussten sich nicht nur von<br />

der Center-Leitung, die wie eine Maklerin auftrat, während der Wohnungsbesichtigung<br />

belästigen lassen, sondern auch einen Fragebogen ausfüllen, ein Polaroid von sich machen<br />

lassen und eine „hochnotpeinliche Befragung“ über sich ergehen lassen. Die Center-Leitung<br />

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