Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
und –diskurse lösen Selbstverständlichkeiten auf und die soziale Ungleichheit<br />
unter den Geschlechtern wird nicht mehr unhinterfragt angenommen. Das<br />
Geschlechterverhältnis als sozialen Strukturzusammenhang und die soziale<br />
Praxis der Gesellschaftsmitglieder berührt das wenig (vgl. Wetterer 2004: 61). 56<br />
Angesichts der Widersprüchlichkeiten und Diskrepanzen zwischen Diskurs und<br />
Praxis, soll in dieser Arbeit mehrdimensional auf den Gegenstand der<br />
„Unternehmerin ihrer selbst“ Bezug genommen werden. Der<br />
Widerspruchskonstellation wird mit einer Kontrastierung von Deutungsmustern<br />
und Leitbildern der involvierten Akteure auf der einen Seite und dem<br />
alltagsweltlichen Differenzwissen auf der anderen Seite begegnet (vgl. Wetterer<br />
2004: 64f.). Mit dem Forschungsansatz der Aktionsforschung und der Methode<br />
des Krisenexperimentes fließen neben dem diskurstheoretischen Verständnis<br />
von Geschlecht, Sexualität und Leistung ethnomethodologische<br />
Konzeptualisierungen von Geschlecht und „Doing Gender“-Konzepte mit ein.<br />
Neben dem unterschiedlichen Fokus der diskursanalytischen und<br />
sozialkonstruktivistischen Analysen besteht ein weiterer Unterschied in der<br />
Frage, wie das Handeln ins Leben gerufen und in Bewegung gehalten wird. Im<br />
Gegensatz zur Gender-Performativität wird die Dynamik des „Doing Gender“<br />
durch soziale Interaktionen oder besser noch durch in die sozialen Interaktionen<br />
eingelassene Mechanismen in Gang gehalten, während die performativen Akte<br />
durch Geschlechternormen und ihre wirkmächtige Anrufungspraxis initiiert<br />
werden. Das eine Mal liegt der Fokus stärker auf Handlungsabläufen und<br />
Körperpraxen und das andere Mal mehr auf Subjektivierungs- und<br />
Geschlechtsidentitätsbildungsprozessen (vgl. Maihofer 2004: 40).<br />
Goffman stellt sich gegen die populäre Vorstellung des „Doing Gender“, wie sie<br />
beispielsweise von Candace West und Don H. Zimmermann vertreten wird.<br />
West/Zimmermann gehen ethnomethodologisch davon aus, dass die<br />
Geschlechterdifferenz permanent von den Handelnden hergestellt wird, die<br />
Geschlechtlichkeit wird immer während produziert. 57 Zwar geht Goffman<br />
ähnlich wie die Ethnomethodologie davon aus, dass die gesellschaftliche<br />
Positionierung nicht der Kommunikation äußerlich ist, sondern innerhalb der<br />
sozialen Interaktion mitproduziert wird (vgl. Kotthoff 1994: 161f.). Als<br />
Sozialkonstruktivist zieht Goffman die Rolle von Institutionen und<br />
anthropologische Rahmenbedingungen in seine Überlegungen mit hinein.<br />
Anhand verschiedener institutioneller Beispiele (geschlechtsklassenspezifische<br />
56 Gerade in Bezug auf neoliberale Politiken spielt diese Widersprüchlichkeit eine<br />
entscheidende Rolle (vgl. exemplarisch in Bezug auf „Queer-/feministische Kritiken<br />
neoliberaler Verhältnisse“ Groß/Winker 2007).<br />
57 Hirschauers Kritik an kulturwissenschaftlichen Ansätzen, die in ihrem Versuch der<br />
Erklärung der Geschlechterdifferenz, hermetische Systeme erzeugen, umfasst auch Ansätze<br />
der Ethnomethodologie, die zwar sozial kontingent, aber omnirelevant sind (vgl. Hirschauer<br />
2004: 28).<br />
77