12.09.2013 Aufrufe

Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3.4 Die sexuelle Arbeit in liberal-fordistischer und neoliberalpostfordistischer<br />

Gouvernenmentalität<br />

„Catrin: Und da will ich auch NICHT MEHR REIN! ICH<br />

WILL NICHT MEHR IN DIESES HAUS REIN! Ich will da<br />

drin nicht mehr arbeiten. Allerdings komm ich mir da draußen<br />

auf dem Arbeitsmarkt, zum Beispiel in Top-Positionen von<br />

Handelsbanken oder so was so DEPLATZIERT VOR!<br />

Irgendwie gibt es da eine Atmosphäre, in der heterosexuelle<br />

Schwänze ziemlich hoch bewertet werden. Und weil die<br />

Chancen, es da irgendwie als Frau zu schaffen, mit so was wie<br />

einem ‚Schwanz ehrenhalber‘ (Anführungszeichen als Geste),<br />

relativ gering sind, komm ich mir so DEPLATZIERT VOR.<br />

[…] Und warum fühle ich mich da drin nicht DEPLATZIERT?<br />

Mit den Kindern und all dem SCHEISS!“ 32<br />

63<br />

René Pollesch<br />

<strong>Für</strong> diese Arbeit von Interesse sind die Umbruchprozesse in Unternehmen, die<br />

als Entgrenzungs- und Auflösungserscheinungen konstituierender Merkmale<br />

bürgerlich-kapitalistischer Industriegesellschaften bezeichnet werden. Nicht nur<br />

die Erosion fordistischer oder tayloristischer Organisationsformen (im<br />

Folgenden als liberal-fordistische Gouvernementalität bezeichnet), sondern auch<br />

die radikale Ökonomisierung, die mit einer neoliberalen Gesamtströmung<br />

einhergeht, hat eine neue Qualität in die Entwicklung von Unternehmen (im<br />

Folgenden als neoliberal-postfordistische Gouvernementalität bezeichnet)<br />

gebracht (vgl. exemplarisch für die Industriesoziologie Moldaschl/Sauer 2000:<br />

205). Diese kulturelle Verschiebung vom fordistischen Angestelltensubjekt zum<br />

„Unternehmer seiner selbst“ lässt nicht nur den Begriff der Arbeit, der sich<br />

beispielsweise zur „immateriellen Arbeit“ (Hardt/Negri 2002: 300) oder zur<br />

„virtuellen Arbeit“ (Jackson/Gharavi 2006) wandelt, sondern auch Geschlecht<br />

und Sexualität nicht unberührt. 33 Obwohl diese Begriffe durchaus weiterhin<br />

Bestand haben, findet eine Veränderung hin zum geschlechtlichen und sexuellen<br />

32 Pollesch 2003: 113f.<br />

33 Nach Sergio Bologna unterscheidet sich das postfordistische Unternehmen im „kognitiven<br />

Kapitalismus“ vom fordistischen insofern, „[…] als es weniger bei einer als Zulieferbetrieb<br />

identifizierten Firma ein bestimmtes Teil, einen Bestandteil des Produktes nachfragt, sondern<br />

vielmehr ein als Partner identifiziertes Unternehmen damit beauftragt, eine bestimmte<br />

Funktion im Produktionszyklus zu übernehmen“ (Bologna 2006: 81).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!