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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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als auch auf den gesamtgesellschaftlichen Rahmen. Damit kritisiert sie die<br />

Binarität von Diskurs und Materie in konstruktivistischen Ansätzen, die<br />

Geschlecht auf eine soziale Konstruktion, ein Bewusstseinsphänomen oder eine<br />

ontologisierte Fiktion verkürzen (vgl. Engel 2002: 87):<br />

„Durch die ständige Wiederholung der immer wieder selben Handlungsweisen<br />

entsteht mit der Zeit hinter und durch die Tat nachträglich ein ‚Täter‘, bekommen<br />

soziale Praxen in den Individuen eine materielle Realität als geschlechtliche<br />

Verhaltensweisen, Körperpraxen, Denkweisen, Habitusformen“ (Maihofer 2004:<br />

41).<br />

An dieser Stelle soll das Verständnis von Geschlecht als performativer Akt<br />

durch ein Verständnis von Geschlecht als „Doing Gender“ ergänzt werden (vgl.<br />

zum erstmaligen Auftauchen dieser Geschlechtsarbeit Garfinkel 1967;<br />

Kessler/Mc Kenna 1978; Goffman 1994). Gemeinsam ist beiden Ansätzen, dass<br />

sie dem Handeln von Individuen als auch dem Herstellen in sozio-kulturellen<br />

Prozessen sowie dem Moment der Wiederholung eine besondere Rolle<br />

zuweisen. Zudem wird – zumindest in den früheren Arbeiten – die soziologische<br />

Dimension von Affekten im Ansatz des „Doing Gender“ – beispielsweise bei<br />

Goffman – und im Verständnis von Geschlecht als performativen Akt<br />

unterschätzt (vgl. Kotthoff 1994: 169; durch die Erfahrungsberichte wird diese<br />

Position bei Butler relativiert vgl. Butler 2004). 55<br />

Dennoch gibt es auch bedeutende Unterschiede und produktive gegenseitige<br />

Ergänzungen. Beim „Doing Gender“-Ansatz stehen die sozialen Interaktionen,<br />

deren Mechanismen und Strukturen, im Mittelpunkt. Beim Geschlecht als<br />

performativen Akt sind beispielsweise wissenschaftliche, politische und<br />

künstlerische Diskurse und die durch sie konstituierten Geschlechternormen im<br />

Fokus (vgl. Jackson 2006). Encarnación Gutiérrez Rodríguez verweist auf die<br />

herrschaftsstabilisierende Komponente des Performativitätskonzeptes, wenn es<br />

nicht in Beziehung zu sozialen Verhältnissen und ihren institutionellen<br />

Materialisierungen gesehen wird (vgl. Gutiérrez Rodríguez 2001: 73).<br />

Das Performativitätskonzept ist damit als Teil einer „rhetorischen<br />

Modernisierung“ zu verstehen, die sich darin zeigt, dass Kultur- und<br />

Strukturzusammenhang sich gegeneinander verschieben. Das Wissen, das die<br />

Gesellschaftsmitglieder über die Geschlechterdifferenz besitzen, ist nicht<br />

deckungsgleich mit den Strukturen des Geschlechterverhältnisses und der<br />

sozialen Praxis. Deutungsmuster, Idole, Selbstentwürfe, Geschlechternormen<br />

die Verkennung des Gewichts ein, das die Körper besitzen (vgl. Hirschauer 2004: 27f.;<br />

ebenda: 2003: 472f.).<br />

55 Gesa Lindemann verweist darauf, dass die leiblich-affektive Beteiligung des Individuums<br />

aus geschlechtlichen und sexuellen Phänomenen höchst ambivalente und widersprüchliche<br />

Ereignisse zu machen vermag (vgl. Lindemann 1993).<br />

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