Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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mit einer Unterteilung in übergeordnet und untergeordnet, normal und<br />
abweichend, gut und böse einhergeht. Auch die Binarität der Geschlechter<br />
funktioniert nach diesen Mechanismen, durch die „männlich“ als höherwertiger<br />
als „weiblich“ gilt (vgl. exemplarisch Harding 1990: 188; MacKinnon 1989;<br />
Marchart 1998: 8; Rastetter 1994: 29f.).<br />
Damit gewinnen Regierungsweisen und ihre Rationalitäten in Hinblick auf<br />
hierarchische Verhältnisse eine völlig neue Qualität. Effektives<br />
Regierungshandeln besagt, dass manche Rationalitäten eine Vormachtstellung<br />
oder Hegemonie gegenüber anderen Rationalitäten erlangt haben. Chantal<br />
Mouffe bezeichnet das Zusammengehen von Objektivität und Macht als<br />
Hegemonie:<br />
“This implies that any social objectivity is ultimately political and that it has to<br />
show the traces of exclusion, which governs its constitution. This point of<br />
convergence – or rather mutual collapse – between objectivity and power is what<br />
we meant by ‘hegemony’” (Mouffe 2000: 13f.).<br />
Der antagonistische Konflikt um kulturelle Hegemonie ergibt sich an dieser<br />
Stelle. Durch die Dekonstruktion der kollektiven Identitäten erweist sich die<br />
Universalität als etwas Partikulares. In dem antagonistischen Konflikt um<br />
kulturelle Hegemonie kollektiver Identitäten ist der Ort der Politik zu suchen:<br />
“The moment of antagonism where the undecidable nature of the alternatives<br />
and their resolution through power relations becomes fully visible constitutes<br />
the field of the ‘political’” (Laclau 1990: 35). Mouffe berücksichtigt zwar die<br />
Unüberwindbarkeit von gewissen Antagonismen, aber sie sieht im „Agonistic<br />
Pluralism“ eine Ausprägung des Demokratiemodells, die zur Bewältigung der<br />
Herausforderungen demokratischer Politik geeignet ist (vgl. Mouffe 2000). Die<br />
sich daraus ergebenden radikal-demokratischen Forderungen gelten Frauen,<br />
Schwarzen, Arbeitern, Schwulen, Umweltschützern und allen anderen neuen<br />
sozialen Bewegungen (vgl. ebenda 1995: 325)<br />
Laclau/Mouffe übernehmen von Gramsci die Vorstellung, dass Herrschaft mehr<br />
als Konsens über bestimmte sozio-kulturelle Strukturen und Praktiken als über<br />
Unterdrückung funktioniert. Hegemonie macht es möglich, gesellschaftliche<br />
Konzepte in den „Alltagsverstand“ oder in den „gesunden Menschenverstand“<br />
(Gramsci 1991: 255) einfließen zu lassen. Durch die untrennbare Verbindung<br />
von Kultur und Herrschaft findet auf kultureller Ebene die soziale Wirklichkeit<br />
ihren Ausdruck hinsichtlich der Partikularinteressen dominanter Gruppen (vgl.<br />
Rastetter 1994: 107). Die Zustimmung zu unhinterfragten Normalitäten und<br />
Selbstverständlichkeiten verhilft zu Dominanz- und Unterordnungsbeziehungen,<br />
wenn die untergeordneten Gruppen ihre Interessen in der hegemonialen Kultur<br />
vertreten sehen, obwohl der Profit auf Seiten der übergeordneten Gruppen liegt.<br />
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