Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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Das Unternehmen „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ versucht nicht nur das Eigene im<br />
Fremden im Gleichgewicht zu halten, sondern es versucht auch, sich im Spiel<br />
der Freiheit, die doppelt begründet ist, bewusst zu sein. Denn die Freiheit des<br />
Spiels fußt nicht nur psychologisch auf der Phantasie, sondern auch existentiell<br />
in der Abwesenheit von Not. Das Spiel ist nicht nur von Phantasie, sondern von<br />
Überfluss und Übermacht gespeist (vgl. ebenda: 65). In diesem Bewusstsein soll<br />
sich neben Wissenschaft und Politik dem dritten Bereich der Kunst gewidmet<br />
werden, in dem das Dilemma aus Ernst und Spiel oder Ausführen und<br />
Aufführen noch deutlicher werden wird.<br />
4.1.3 Zwischen ernsthaften Ausführen und spielerischen Aufführen<br />
„Der Schauspieler ahmt sinnlos den Menschen nach, er<br />
differenziert im Ausdruck und zerrt eine andere Person dabei<br />
aus dem Mund hervor, die ein Schicksal hat, welches<br />
ausgebreitet wird. Ich will keine fremden Leute vor den<br />
Zuschauern zum Leben erwecken. Ich weiß auch nicht, aber ich<br />
will keinen sakralen Geschmack von göttlichem zum Leben<br />
erwecken auf der Bühne haben. Ich will kein Theater. Vielleicht<br />
will ich einmal nur Tätigkeiten ausstellen, die man ausüben<br />
kann, um etwas darzustellen, aber ohne höheren Sinn. Die<br />
Schauspieler sollen sagen, was sonst kein Mensch sagt, denn es<br />
ist ja nicht Leben. Sie sollen Arbeit zeigen.“ 12<br />
123<br />
Elfriede Jelinek<br />
Der eingangs zitierte Absatz aus Elfriede Jelineks Text „Ich möchte seicht sein“<br />
(1990) macht auf das theaterspezifische Verhältnis von Ausführen und<br />
Aufführen aufmerksam (vgl. Röttger 2005: 527). Ein Verhältnis, das mit dem<br />
Begriff der Performativität als eine spezifische Spannung zwischen dem<br />
Ausführen und Aufführen beschrieben werden kann. Grundsätzlich stellt das<br />
Spiel in der Ästhetik eine der Formen künstlerischer Produktion dar, die das<br />
Verhältnis von Struktur und Expressivität zum Ausdruck bringt, das in Norm<br />
und Resignifikation für den Begriff der Performativität seine Entsprechung<br />
findet. 13<br />
12 Jelinek 1990: 157.<br />
13 Carlson beschreibt bei verschiedenen Spieltheoretikern wie Turner, Clifford Geertz und<br />
Bruce Kapferer (1996: 23f.) sowie Jaques Ehrmann, Huizinga, Roger Callois und Emile<br />
Benviste (ebenda: 29) den Zusammenhang von Struktur und Expressivität, Ernsthaftigkeit<br />
und Spiel.