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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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können. Es ging darum, die Ambivalenz für einen selbst in der Situation mit<br />

dem anderen und für den anderen spürbar zu machen. Gleichzeitig sollte die<br />

Spielergruppe, um Entscheidungsnot vorzubeugen, sich für die Möglichkeiten<br />

entscheiden, die Folgen verhindern. Mit dieser Grundhaltung war es möglich,<br />

Beratungsgespräche zwischen Leistung und Scheitern hinsichtlich<br />

geschlechtlicher und sexueller Kategorien zu führen.<br />

In dem Konzept des Krisenexperimentes spielte die performative<br />

Herangehensweise eine große Rolle. Sie bot die Gelegenheit, widersprüchliche,<br />

ambivalente Signale zu senden. Eine Spielperson brachte ihre Ambivalenzen<br />

beispielsweise durch eine Widersprüchlichkeit zwischen gesprochenem Wort<br />

und Mimik sowie Gestik zum Ausdruck. Sowohl in den Gruppendiskussionen<br />

als auch in der Krisenintervention trat sie entweder auf sprachlicher Ebene<br />

konfrontativ bis ablehnend auf, während ihre Mimik und ihre Gesten Offenheit<br />

signalisierten oder umgekehrt. Schon während der Vorbereitung zur<br />

Krisenintervention entstand der Eindruck, dass sie die Planung als Zumutung<br />

empfand, während sie gleichzeitig diejenige war, die insistierend<br />

Verständnisfragen stellte. Ähnliches vollzog sich während der<br />

Krisenintervention, in der sie die Initiative zur Kontaktaufnahme übernahm und<br />

den Kontakt mit Engagement aufrechterhielt. Sie entließ die Teilnehmer aus<br />

dem Publikum trotz ihrer gespielten Überheblichkeit meistens mit den Worten:<br />

„Du kommst hier nachher noch einmal vorbei, oder?“<br />

Grundsätzlich lief das Verhalten der Spielperson einem Desinteresse zuwider.<br />

Während des Krisenexperimentes entstand die Ambivalenz dadurch, dass sie die<br />

Aktion ernst meinte, aber gleichzeitig auch nicht ernst meinte. Sie trat mit dem<br />

ernsten Ansinnen an das Publikum heran, dass sie Irritation über die<br />

Widersprüchlichkeit der „Unternehmerin ihrer selbst“ erleben wollte.<br />

Gleichzeitig nahm sie die Rekrutierung des Unternehmens und die dafür<br />

einzusetzenden Methoden nicht ernst. Derjenige, der von ihr angesprochen<br />

wurde, verstand nicht, ob sie es ernst meinte oder nicht. Sie verunsicherte das<br />

Gegenüber und sich selbst vollständig. Normalerweise würde man versuchen,<br />

der Ansprechperson das ganze in aufklärerischem und pädagogischem Tonfall<br />

zu erklären. Sie hingegen ließ sich und die Ansprechpersonen in der Schwebe. 62<br />

<strong>Für</strong> weitere Irritation sorgten die Kleidervorschriften, die bewusst eine<br />

Mischung aus Konservatismus und subkulturellem Trend darstellten. Die<br />

62 Die Widersprüchlichkeit ihres Verhaltens stellt sie bei den verschiedenen „During Work<br />

Clubs“ von „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ immer wieder unter Beweis. Während der „During<br />

Work Clubs“ steht das gepflegte Äußere, die professionelle Mimik, Gestik und Sprache der<br />

Spielperson im Widerspruch zu dem Ort, an dem der „During Work Club“ stattfindet. Der<br />

Ausdruck „During Work Club“ ist wie vieles aus dem Hause „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ ein<br />

großer Euphemismus. Die zur Ausgelassenheit bei gleichzeitigem Business-Talk aufrufenden<br />

Veranstaltungen finden in einem dunklen, schimmeligen Kellerloch - im Ambiente des<br />

„established real undergrounds“ – statt (vgl. www.monkeydick-productions.com).<br />

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