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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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Arbeitsteilung, Geschwister als Sozialisationsagenten, den Umgang mit der<br />

Toilette, Aussehen und Arbeitsplatzvergabe sowie das Identifikationssystem)<br />

reflektiert Goffman die Anordnung der Geschlechter in Interaktionen, wodurch<br />

die Natürlichkeit des männlichen und weiblichen Geschlechts auch durch<br />

„institutionelle Reflexivität“ sozial abgesichert wird (vgl. Goffman 1994: 128-<br />

139):<br />

„Beachten wir also, daß Individuen nicht erst abwarten müssen, bis die Umwelt<br />

diejenigen Umstände hervorbringt, auf die die Zurschaustellung eines<br />

Genderismus die passende Reaktion ist. Individuen können einem Muster folgen,<br />

durch das die Umwelt automatisch so umgeformt wird, daß sie eine solche<br />

Zurschaustellung auslöst und gleichzeitig brauchbare Mittel zur rituellen<br />

Bewältigung zur Verfügung stellt“ (Goffman 1994: 147).<br />

Hirschauer verweist neben dem „Doing Gender“ auch auf das „Undoing<br />

Gender“ (Hirschauer 1994: 676; vgl. auch Butler 2004), die<br />

Geschlechtsneutralität von Akteuren und Institutionen. Die<br />

Geschlechtsneutralität ist jedoch „[…] eine äußerst anspruchsvolle und prekäre<br />

soziale Konstruktion, die immer wieder durchkreuzt werden kann“ (Hirschauer<br />

1994: 679). Das „Undoing Gender“ wird in der Soziologie entweder implizit<br />

vorausgesetzt oder es steht unter dem Verdacht der Herrschaftsstabilisierung<br />

(vgl. Hirschauer 2001: 212f.). Zur Thematisierung der Geschlechtsneutralität<br />

bedarf es nach Hirschauer methodischer und theoretischer Voraussetzungen.<br />

Methodisch müsste man weiterhin für die Geschlechterdifferenz sensibilisiert<br />

sein, aber sich fragen, ob die Differenz in der beobachteten Praxis hergestellt<br />

wird, ob man sie mitvollzieht oder zurückweist. Auf der theoretischen Ebene<br />

wird ein Praxisbegriff der Geschlechterdifferenz benötigt, der sowohl für die<br />

Relevantsetzung als auch die Neutralität offen ist (vgl. ebenda: 214). Das<br />

bedeutet, dass Hirschauer seinen Fokus auf die Spielräume legt, die sich im<br />

Verhältnis von Strukturen und sozialer Praxis auftun:<br />

„Die variable Relevanz der Geschlechterdifferenz ist damit primär auf der<br />

Zeitdimension sozialer Prozesse zu markieren: Biographische Konstanz und<br />

sozialräumliche Ubiquität ist nicht gleich interaktive Permanenz: Allerorten und<br />

für immer ist nicht jederzeit“ (ebenda: 217).<br />

Ob Performativität von Geschlecht, „Doing“ oder „Undoing Gender“,<br />

Geschlecht und Sexualität stehen in einem wechselseitigen<br />

Bedingungsverhältnis zu Arbeitsverhältnissen. Dafür wird im im Folgenden der<br />

Begriff der „sexuellen Arbeit“ eingeführt, um den Zusammenhang von<br />

Geschlecht, Sexualität und disziplinierter Erwerbsarbeit in der liberalfordistischen<br />

Gouvernementalität zu erläutern.<br />

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