Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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heterosexueller Eindeutigkeit zeigte. Homonormativ argumentierend, sahen nur<br />
wenige einen Zusammenhang zwischen kulturellen und ökonomischen Faktoren.<br />
Meistens kippte die Argumentation in einen Kulturalismus oder einen<br />
Ökonomismus, ohne beides zusammen zu denken. Des Weiteren irritierte das<br />
Publikum die Tatsache, dass es in Herrschaftsverhältnisse eingebunden ist und<br />
diese reproduziert. Einige meinten, dass Bewusstsein und Reflexion über<br />
Herrschaftszusammenhänge ein Weg zu Transformation sei. Den Spielern war<br />
die Widersprüchlichkeit neoliberaler Politiken verdeutlicht worden, weshalb sie<br />
das Kippen auf die eine oder andere Seite des Dilemmas als irritierend<br />
empfanden. Grundsätzlich empfand auch die Spielergruppe die Benennung von<br />
Herrschaftsverhältnissen als irritierend. Sie wurden dadurch real und<br />
modifizierten sich.<br />
<strong>Für</strong> eine der nächsten Aktionen ist zur Erweiterung der Krisenintervention ein<br />
Bewerbungsbogen angedacht worden. Dies könnte eine gute Möglichkeit der<br />
Auswertung innerhalb des Spiels darstellen. Allerdings könnten Menschen<br />
kommen, die sich beruflich noch verbessern möchten und von „<strong>Monkeydick</strong>-<br />
<strong>Productions</strong>“ ein Coaching erwarten. Dies wäre ethisch etwas bedenklich.<br />
Schließlich sollte über das Ausfüllen des Bewerbungsbogens die<br />
Reflexionsebene nicht vernachlässigt werden.<br />
Daran schließt die Idee an, dass man einen Assessment-Center einrichten<br />
könnte, in dem die Bewerber beispielsweise aufgefordert werden würden: „Mal‘<br />
doch ‚mal ein Bild, wenn Du kreativ bist!“ Auch diese Idee könnte nicht ohne<br />
Bedenken vonstatten gehen, denn eigentlich möchte „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“<br />
die Entwürdigung, die alltäglich passiert, enttarnen und nicht nur reproduzieren.<br />
Die meisten Menschen empfinden Bewerbungen und Ablehnungen als<br />
unangenehm. Ein Teilnehmer aus der Spielergruppe meinte, dass das die eine<br />
Seite der Ambivalenz sei. Er hätte in einem Assessment-Center kein Problem,<br />
den Menschen die andere Seite der Ambivalenz zu zeigen. Der Missbrauch des<br />
Vertrauens könnte allerdings ein Problem werden. 3 Dem könnte entgangen<br />
werden, indem nur Menschen eine Einladung zum Assessment-Center erhielten,<br />
die die Metaebene verstanden hätten. Die würden die Bewerbungsperformance<br />
auch interessant finden, womit ein ambivalenter Raum beschritten werden<br />
würde.<br />
Die ganze Rede vom Spiel und vom „So tun als ob“ lässt die Frage<br />
unbeantwortet, warum „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ kein wirkliches Unternehmen<br />
ist? Denn was könnte gegen Kunden, Werbung und materielle Sicherheit, gegen<br />
einen Kommunikationszusammenhang und strukturiertere Karriereprozesse<br />
sprechen? Das sind alles Faktoren, die den Mitarbeitern des Unternehmens nicht<br />
3 In Bezug auf die Analyse und Reflexion des akademisch gewordenen Feminismus verweist<br />
Hark darauf, dass „[…] es einen Unterschied gibt zwischen dem, was man tut, und dem, was<br />
man glaubt zu tun“ (Hark 2005: 9).<br />
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