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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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zur sozialen Welt ermangele. Vielmehr sieht er in der Ethnomethodologie eine<br />

Symbiose aus „Objektivität“ und „Sadismus“ (ebenda: 471) erfüllt.<br />

Dass es sich bei Garfinkel um eine „Demonstrations-Methodologie“ (ebenda)<br />

handelt, kann durchaus bestätigt werden, aber aus dieser Tatsache können<br />

andere Schlüsse und Kritiken gezogen werden. In dem Unternehmen<br />

„<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ spiegelt sich ein anderes Wissenschaftsverständnis<br />

wider, als es Gouldner verfolgt. Zunächst kann das Happening ähnlich wie das<br />

Krisenexperiment als choreographiertes Ereignis verstanden werden, bei dem<br />

frei nach Allan Kaprow etwas passiert (vgl. Carlson 1996: 96). Dass dabei<br />

unweigerlich Normen und Werte aufgerufen und eventuell modifiziert werden,<br />

lässt sich nicht vermeiden. Allerdings kann das gezielte Evozieren von Irritation,<br />

die das Experiment bei dem ungefragten Publikum auslöst, als anmaßend und<br />

als Instrumentalisierung des Publikums gelten. Dem ist zu entgegnen, dass<br />

identitäre Sicherheiten durch ihren Ausgrenzungscharakter auch für<br />

Verunsicherung und Verwirrung sorgen. Außerdem ist die Vorstellung, sich in<br />

einem machtfreien Raum zu befinden, passiv und realitätsfremd. Dennoch muss<br />

sichergestellt werden, dass die Erkenntnisse nicht durch gezielte Täuschung und<br />

Einschüchterung der Versuchspersonen bzw. des Publikums, wenn auch durch<br />

deren gelegentliche ‚Benutzung‘, erlangt werden.<br />

Die krisenexperimentelle Anordnung versucht vielmehr, Widersprüche und<br />

Erfahrungen aus dem eigenen Leben des Publikums aufzugreifen und von<br />

diesem Punkt zum Weiterdenken und Handeln anzuregen. Nur für diejenigen<br />

des Publikums, für die Normalisierungen und Hierarchisierungen eine<br />

unhintergehbare und unveränderbare Tatsache darstellen, wird das<br />

Krisenexperiment eine völlig unerwartete und unkontrollierbare Situation<br />

bringen. Das Unternehmen „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ sieht hierarchisierende<br />

und normalisierende Praktiken, die sich in Eindeutigkeiten niederschlagen, als<br />

kritikwürdig an. <strong>Für</strong> die Indifferenten hingegen eröffnet sich eine soziale Praxis,<br />

die kein Frontalangriff auf die ohnehin fragile Identität, sondern das Angebot,<br />

sich auf Neues einzulassen, darstellt. Es bleibt fragwürdig, wer im<br />

Krisenexperiment agiert oder reagiert, ob die Spielergruppe als Referenzpunkt<br />

agiert oder auf die Impulse des Publikums reagiert, ist nicht eindeutig<br />

festzumachen (vgl. autonome a.f.r.i.k.a. gruppe 2001: 8).<br />

Treffend sieht Gouldner in der Ethnomethodologie eine „Soziologie als<br />

Happening“ (ebenda: 466). Das Happening möchte eine Verbindung zwischen<br />

Kunst und Alltag herstellen. Durch die Aktionen soll alltägliches Handeln<br />

aufgezeigt und die Abstraktion von diesem möglich werden. Es ist eng verwandt<br />

mit verschiedenen „Kunst-Aktionismen“ und „experimentellen Theaterformen“.<br />

Im politischen Happening sollen in einer Aktion gesellschaftliche Normen und<br />

Herrschaftsdiskurse überschritten werden. Happenings brechen mit klaren<br />

Rollenvorstellungen. Beim Happening agieren Künstler oder Laien mit<br />

unterschiedlichen Aktionen vor und mit einem Publikum. Das Publikum ist Teil<br />

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