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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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<strong>Für</strong> das Krisenexperiment 24 wurde stichprobenartig aus der Bedeutungsdichte<br />

von Bildern und Narrationen um die diskursive Figur der „Unternehmerin ihrer<br />

selbst“ geschöpft, wodurch Angebote und Zwänge der neoliberalen<br />

Verwertungslogik bewusst gemacht werden sollten. Ziel für die einzelnen<br />

Mitglieder der Spielergruppe war es, während der Performance im Kontakt mit<br />

dem Publikum eine Ambivalenz in Form von Kritik und Identifikation<br />

hinsichtlich der Figur der „Unternehmerin ihrer selbst“ aufrechtzuerhalten.<br />

Im Krisenexperiment sollte überprüft werden, ob bei Identifikation mit der Figur<br />

der „Unternehmerin ihrer selbst“ gleichzeitig herrschaftskritische Darstellungen<br />

neoliberaler Politiken gelangen, die nicht in die einfache Negation abrutschten,<br />

sondern in der Ambivalenz und Uneindeutigkeit verweilten. Es sollte sowohl auf<br />

die Faszination für gestalterisches Handeln und individuelle Freiheitsgewinne<br />

als auch auf die Kritik an individualisierter Selbstoptimierung und ihre<br />

Ausschlussmechanismen verwiesen werden. Der Spielergruppe musste es in der<br />

Performance gelingen, die Ambivalenz der „flexiblen Normalisierung“<br />

darzustellen. Das heißt, dass sie eine Ambivalenz in der Abweichung von der<br />

Norm zum Ausdruck bringen musste. Als Hilfestellung für diese Darstellung<br />

diente die Frage, auf welche Art und Weise die Flexibilisierung von normativen<br />

Grenzen vor einem ökonomischen Hintergrund Inklusion und Exklusion<br />

produziert? Von einer konstruktiven, totalintegrativen Forderung wurde Abstand<br />

genommen, weil diese Forderung nur erneut Ausschluss produzieren würde. 25<br />

Das sind die Implikationen, Fragen und Ziele, die beim Versuchsaufbau zu<br />

bedenken waren. In dieser Untersuchung kann nicht wie im klassischen,<br />

experimentellen Sinne von einer Variation die Rede sein, die eine ganz klar<br />

bestimmbare Wirkung erzielte, da die Einflussgröße die Produktion und<br />

Aufrechterhaltung von Ambivalenz des Unternehmens „<strong>Monkeydick</strong>-<br />

<strong>Productions</strong>“ war. Es sollte untersucht werden, inwiefern Ambivalenz<br />

hinsichtlich der Figur der „Unternehmerin ihrer selbst“ bei Spielergruppe und<br />

Publikum aufrechterhalten wurde. Als Referenz zur Bestimmung von<br />

Ambivalenz dienten die Eindrücke der Spielergruppe, die durch die<br />

Fremdreferenz des Publikums ergänzt wurden.<br />

Mit der Performance sollte es gelingen, einen Verweis auf eine solidarische<br />

anstelle einer sich entsolidarisierenden Gesellschaft zu liefern. Das<br />

24 Zur Erinnerung: Jegliche Handlungen im Rahmen des Unternehmens <strong>Monkeydick</strong>-<br />

<strong>Productions</strong> werden als Aktionsforschung bezeichnet. Wenn vom Krisenexperiment die Rede<br />

ist, sind die Handlungen im Rahmen der Performance „Be a Honorary Big Swinging Dick –<br />

Be a <strong>Monkeydick</strong>“ gemeint.<br />

25 Stattdessen gilt als Postulat Foucaults Frage: „Durch welches System des Ausschlusses<br />

kann die Gesellschaft zu funktionieren beginnen, wen muss sie dazu ausschließen, welche<br />

Trennlinien muss sie ziehen, welches Spiel von Negation und Verwerfung braucht sie“<br />

(Foucault 2002: 656)? Dafür müsste man auch die Unterscheidung von Mensch und Nicht-<br />

Mensch zum Gegenstand der Forschung machen (vgl. Lemke 2007: 125f.).<br />

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