Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

Weitere Warnsignale befanden sich am Informationstisch und in dessen
Umgebung. Mit einem Overheadprojektor wurde auf eine 2m x 3m große weiße
Wand der „Monkeydick-Productions“ Rekrutierungsspruch „Be a Honorary Big
Swinging Dick – Be a Monkeydick“, über dem das Symbol der
schwullesbischen Community – der Regenbogen 50 – prangte, projiziert.
Rekrutierungsspruch und Symbol waren ebenso auf rosafarbenem Papier auf
einem auf dem Informationstisch befindlichen Laptop angebracht.
Ebenfalls ein hervorstechendes Warnsignal war die Normierung der
Spielteilnehmer über „multiple Namen“ 51 , die sich aus einem individuellen
Vornamen und dem Kollektiv „Monkeydick“ zusammensetzen. Die Idee
dahinter ist, dass die Produktionsfirma „Monkeydick-Productions“ alle
möglichen Charaktere, Geschlechter und Sexualitäten unter einem gemeinsamen
Dach, dem „Monkeydick“, versammelt. So sollte auch während der
Krisenintervention immer wieder propagiert werden: „Bei Monkeydick-
Productions sind wir alle gleich: Werde auch Du ein Monkeydick!“ Die
Mitarbeiter von „Monkeydick-Productions“ sollten sich während der
Krisenintervention untereinander duzen. Damit sollte einerseits eine persönlichfreundschaftliche
Note zum Ausdruck gebracht werden, aber andererseits auch
eine Form der Respektlosigkeit symbolisiert werden.
Eigentlich dient die Taktik der „multiplen Namen“ als subkulturelle
Abgrenzungspraxis. Sie kann im Vermarktungskontext als Detournement
subkultureller Praxis verstanden werden. Das Unternehmen „Monkeydick-
Productions“ nutzt Taktiken der Subkultur und verknüpft sie mit einer
bestimmten, erkennbaren und abgrenzbaren Praxis. Die Kombination aus einem
50 Um die Entstehungsgeschichte des Regenbogens, der für Schwule und Lesben
Symbolgehalt besitzt, ranken sich einige Gerüchte. In dem beliebtesten Mythos um den
Regenbogen spielt Judy Garland die Hauptrolle. Bei ihrem Tod, am 24. Juni 1969, sollen
schon Schwule Regenbogenfahnen getragen haben. Ihr Tod lag drei Tage vor den Stonewall-
Aufständen, bei denen sich die schwullesbische Subkultur gegen die Polizeirazzia in New
Yorks „Stonewall Inn“ auflehnte. Dem Widerstand gegen die Polizeigewalt wird mit den
jährlichen Christopher-Street-Day-Paraden in aller Welt gedacht. Das Symbol des
Widerstandes wurde der Regenbogen aus „Der Zauberer von Oz“. In dem Film von 1939
singt Judy Garland den Hit „Over the Rainbow“, der für eine gerechtere Welt steht.
Entworfen hat die Regenbogenfahne 1978 der US-amerikanische Künstler Gilbert Blake. Als
Symbol für lesbischen und schwulen Stolz stellt sie auch gleichzeitig die Vielfalt dieser
Lebensweise dar. Ursprünglich bestand die Fahne aus acht Farben, weil aber das vorgesehene
Pink nicht industriell herstellbar war, wurde sie auf sieben Streifen reduziert. Der türkise
Streifen verschwand dann ebenfalls, weil es für einen Protestmarsch notwendig war, die
Farben gleichmäßig entlang der Paraden-Route aufzuteilen (vgl. exemplarisch www.ygde.de).
51 „Multiple Namen“ haben neben der Nutzung durch Neoisten eine lange Geschichte, die
ihren Ausdruck in religiösen und magischen Praktiken finden. „Buddha“ kann als der älteste,
noch im Sprachgebrauch befindliche und bekannte „multiple Name“ gesehen werden, da alle
von Natur aus schon „Buddha“ sind (vgl. autonome a.f.r.i.k.a. gruppe 2001: 42).
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