Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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Heath und Andrew Potter in ihrem Buch „Konsumrebellen“ (2005) beschreiben.<br />
Anstatt das Politische auf soziale Distinktion zu reduzieren, soll durchaus<br />
weiterhin auf Argumente, wissenschaftliche Untersuchungen, Koalitionen und<br />
Gesetze gesetzt werden. 11<br />
Das ‚Unternehmen unserer selbst‘ ist gegründet worden, um alles Mögliche<br />
gemeinsam auszuführen, aufzuführen und zum Scheitern zu bringen. 12 Eine<br />
Firmengründung anstelle einer konsistenten Utopie möchte die<br />
Systemeingebundenheit zum Ausdruck bringen. Schließlich möchten wir uns<br />
und unsere Kunden dort abholen, wo wir uns und sie sich befinden. Damit wird<br />
unser Wissen über dominante Diskurse und hegemoniale Ästhetiken sowohl zur<br />
Reproduktion als auch zur Kritik der bestehenden Machtverhältnisse genutzt,<br />
womit unser Wissen, unser Lebensstil und unsere Ressourcen in beiden<br />
Bereichen verortet sind. Auch zur Herrschaftskritik sind marktgängige<br />
Fähigkeiten wie Teamarbeit, Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Kompetenz 13 ,<br />
Improvisationsfähigkeit und Medienkompetenz von großer Bedeutung. Und<br />
verbreitet werden soll die Herrschaftskritik gemäß den kapitalistischen<br />
Prinzipien des Marketings. Damit besteht die Gefahr, dass das Unternehmen<br />
neoliberale Politiken einschließlich ihrer proklamierten Unausweichlichkeit<br />
schlichtweg nur reproduziert. 14 Dies soll verhindert werden, indem die<br />
Widersprüchlichkeit neoliberaler Politiken immer wieder offen gelegt wird. 15<br />
Denn wenn die Akteure in einem sich selbst reproduzierenden System sich der<br />
systemimmanenten Paradoxien bewusst werden, ist das System nicht mehr in<br />
der Lage, sich identisch zu reproduzieren (vgl. exemplarisch Hammer 2007;<br />
autonome a.f.r.i.k.a. gruppe 2003: 102ff.).<br />
11 Heath/Potter kritisieren, dass bei einer potenten Käuferschicht Protest sich auf kritischen<br />
Konsum reduziert anstatt Zugang zu Teilhabe und Ressourcen einzufordern. Auch die<br />
Aufsatzsammlung „Mainstream der Minderheiten“ befasst sich mit der Frage, inwiefern<br />
Vermarktung sich der Zeichen der Dissidenz und Differenz bedient (vgl. Holert/Terkessidis<br />
1996).<br />
12 Auch mit „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ kann nur eine privatisierte Form einer kollektiven<br />
Praxis gelingen, weshalb weiterhin auf eine gesamtgesellschaftliche Instanz als regulierender<br />
Rahmensetzer und Gewährleister verwiesen werden soll.<br />
13 Daniela Rastetter versucht eine Definition des relativ schwammigen Begriffes Kompetenz.<br />
Kompetenz zeichnet sich dadurch aus, dass man in einem bestimmten Bereich besonders gut<br />
ist. Sie zeigt sich im Gegensatz zur zertifizierten Qualifikation in der Praxis und führt laut<br />
Kompetenzmodellen zu Leistung (vgl. Rastetter 2006: 165f.).<br />
14 Auch auf dem dreitätigen Festival im August 2007 „9 to 5 – Wir nennen es Arbeit“ wird<br />
das Spannungsfeld, in dem sich die „digitale Bohème“ bewegt, als „linker Neoliberalismus“<br />
bezeichnet. Die Journalistin Mercedes Bunz suchte beispielsweise nach „linken Geschichten“<br />
vom „unternehmerischen Selbst“ (Bisky 2007: 11).<br />
15 In ihrer Diplomarbeit hat sich die Autorin im Zuge der Debatte um die „deutsche<br />
Leitkultur“ mit der widersprüchlichen Argumentation eines Standortnationalismus, der sich<br />
einerseits durch einen rassistischen Nationalismus und andererseits durch wirtschaftsliberale<br />
Offenheit auszeichnet, auseinandergesetzt (vgl. Mönkedieck 2007: 69-73).<br />
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