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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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Verlautbarung der sexuellen Präferenz: „Ich als Lesbe…“ Das Gegenüber<br />

wehrte jedoch ab und meinte zu dem Supervisor: „Du bist nicht lesbisch!“<br />

Teilweise wurden bei der Intervention heterosexuelle Männer in die Rolle<br />

gedrängt, sich ihrer Privilegien bewusst zu werden. Sie fragten bei der<br />

Offenlegung der Struktur von „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“, was sie machen<br />

könnten, um die Zugehörigkeit zur Norm zu kompensieren. Sie fühlten sich<br />

verunsichert und merkten an, dass sie doch gar nicht so gut seien. Bei manchen<br />

– wie dem zuvor beschriebenen Beispiel – war es genau umgekehrt. Sie wollten<br />

die Norm repräsentieren und setzten sich zu der Spielergruppe, die für<br />

geschlechtliche Abweichung stand, hierarchisierend ins Verhältnis. Sie<br />

zweifelten auf überhebliche Art und Weise an dem Sinn der Performance und<br />

wiesen sich die Rolle zu, die Spielergruppe nach ihren Zielen abzufragen. Sie<br />

vollzogen ihrerseits geschlechtliche und sexuelle Zuschreibungen.<br />

Der Vollzug geschlechtlicher und sexueller Zuschreibungen steht in Anlehnung<br />

an Goffmans Theorem der „institutionellen Reflexivität“ für eine tautologische<br />

Selbstvergewisserung sozialer Mechanismen. In der Interaktion wird das<br />

wiederholt, was die Teilnehmer wissen und sich in den Strukturen materialisiert<br />

(vgl. Goffman 1994: 107). Die Vehemenz und Aggressivität, die von manchen<br />

Teilnehmern aus dem Publikum bei der Zuschreibung an den Tag gelegt wurde,<br />

sprach jedoch auch für ihre Irritation. Wer sich seiner Privilegien derartig<br />

vergewissern muss, strahlt nicht unbedingt Souveränität aus.<br />

Einem Teilnehmer aus dem Publikum, der den Leitspruch „Be a Honorary Big<br />

Swinging Dick“ als plakativ empfand, wurde die Struktur des Unternehmens<br />

„<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ am Flipchart erläutert: „Wir haben hier die Norm,<br />

den leistungsstarken, heterosexuellen Mann. Das ist der ‚Dick‘. Hier das sind die<br />

‚Honorary Big Swinging Dicks‘. So werden Frauen in der Wirtschaft wie<br />

beispielsweise Investment-Bankerinnen genannt, wenn sie erfolgreich sind. Sie<br />

bekommen den ‚Dick‘ ehrenhalber, nicht so wie der Mann, der ihn schon von<br />

Natur aus hat. ‚<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>‘ siedelt sich woanders an.<br />

‚<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>‘ befindet sich zwischen diesen ‚Honorary Big<br />

Swinging Dicks‘ und der Abweichung, das sind die, die keinen ‚Dick‘ haben,<br />

die leistungsschwach sind, die aus der Gesellschaft herausfallen. Wir sind<br />

dazwischen und wir bieten Menschen eine Chance, an diesem Spiel über<br />

Leistung und Scheitern teilzuhaben. Wir sind nicht ganz ‚Honorary Big<br />

Swinging Dicks‘ und wir sind nicht ganz Abweichung, denn wir versuchen<br />

immer noch zu leisten und nicht ganz abzurutschen. Daher der Name<br />

‚<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>‘.“ Er fand trotz oder gerade wegen der Erklärung<br />

„<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ unseriös, da alles über „I got balls, I got no balls!“<br />

laufe.<br />

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