Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Humankapital einer „Unternehmerin ihrer selbst“ statt (vgl. Opitz 2004;<br />
Prinz/Wuggenig 2007: 250f.; Weber 2004). 34<br />
In dieser Arbeit liegt der Fokus auf den Differenzen zwischen einer liberalfordistischen<br />
und einer neoliberal-postfordistischen Gouvernementalität mit dem<br />
Augenmerk auf Geschlecht, Sexualität und Arbeit bzw. Leistung. Foucault<br />
selbst hat diese Transformationsprozesse nicht systematisch untersucht. In den<br />
Gouvernementalitätsstudien wird der Unterschied zwischen liberaler und<br />
neoliberaler Gouvernementalität komplexer und auch unter Einfluss<br />
sozialdemokratischer und konservativer Strömungen diskutiert (vgl. zur<br />
ausführlicheren Auseinandersetzung Dean 1999; Lemke 1997: 239ff.). In der<br />
sozialen Wirklichkeit existieren traditionelle liberale und neoliberale<br />
Regierungsweisen nebeneinander. Sie stützen und bedingen sich. So kann<br />
beispielsweise eine konservative Familienpolitik neben einer neoliberalen<br />
Wirtschaftspolitik existieren.<br />
Die Gouvernementalitätsperspektive macht deutlich, dass die bürgerlichkapitalistische<br />
Steuerung über verschiedene Regierungsweisen bestimmte<br />
Formen des Subjekts vorstrukturiert. Demnach produzieren liberale Codes nicht<br />
nur disziplinierte, sondern auch heteronormative Lebensweisen. So verbannt die<br />
„liberale Selbstbeschreibung“ 35 beispielsweise Erwerbsarbeit 36 , Geschlecht und<br />
Sexualität teilweise 37 ins Private, Vorpolitische (vgl. Reckwitz 2004: 34f.). Aus<br />
diesem Grund wird der Begriff der „sexuellen Arbeit“ eingeführt, der nicht nur<br />
34 Exemplarisch verweisen Mair/Becker darauf, dass der Industriekapitalismus nicht<br />
abgeschafft wurde, sondern in Schwellen- und Entwicklungsländer „outgesourced“ wurde<br />
(vgl. Mair/Becker 2005: 87).<br />
35 Mit „liberaler Selbstbeschreibung“ ist die liberal-rationalitätsorientierte Politiktheorie<br />
gemeint, die eine Tradition darstellt, die bis zu John Locke ins 18. Jahrhundert zurückreicht,<br />
aber erst nach 1945 im Westen und nach 1989 global hegemonial wurde (vgl. Reckwitz 2004:<br />
35).<br />
36 Der Begriff der Arbeit kann nicht durch einen objektiv definierten Charakter bestimmter<br />
Tätigkeiten gefüllt werden, sondern er zieht seine Bedeutung aus einem kollektiven<br />
Interpretationszusammenhang. Als moderne Praktiken der Arbeit, durch die sich ein<br />
Arbeitssubjekt bildet, werden Handlungen bezeichnet, „[…] die als in der Regel vergütete und<br />
in diesem Sinne sozial anerkannte ‚Leistungen für andere‘ interpretiert werden, und zwar<br />
Leistungen innerhalb eines Rahmens, der als nicht-privat gedeutet und in dem das Subjekt<br />
unter dem Aspekt seiner Leistungs-Fähigkeit betrachtet wird“ (Reckwitz 2006: 55f.). Dirk<br />
Baecker plädiert bei der Bestimmung der Arbeit für ein Konzept zweiter Ordnung, in dem er<br />
von der „Arbeit an der Arbeit“ ausgeht (vgl. Baecker 2001: 183). In eine ähnliche Richtung<br />
zielt der Claim, den sich „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ für seine Imagebroschüre ausgedacht<br />
hat: „Performance of Performance“.<br />
37 Es kann nur von einer teilweisen Verbannung ins Private gesprochen werden, da die<br />
Trennung von „privat“ und „öffentlich“ in der liberalen Selbstbeschreibung als ein<br />
mäanderndes symbolisches Dispositiv auftaucht, das den sozialen Raum unter Ausgrenzung<br />
anderer organisiert. So ist beispielsweise Erwerbsarbeit je nach eingenommenem Blickwinkel<br />
einmal „öffentlich“ und dann wieder „privat“ (vgl. exemplarisch Demirović 2001).<br />
64