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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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Generell kann gesagt werden, dass, um Widersprüche und Paradoxien<br />

aufzuzeigen, sich die Methode des Krisenexperimentes anbietet. Auch für diese<br />

Untersuchung scheint das Krisenexperiment dementsprechend adäquat zu sein,<br />

weil es Reflexionen bedingende Haltungen wie Distanz, Widersprüchlichkeit<br />

und Ambivalenz ermöglicht. Es wird reflektiert, welche Rationalitäten hinter<br />

Reaktionen stecken. Es wird nach den Zusammenhängen von<br />

Subjektivierungsweisen und Herrschaftstechnologien und der kollektiven<br />

Konstruktion von normalisierendem und hierarchisierendem Basiswissen<br />

gefragt.<br />

Allein die ‚unökonomische‘ Komponente, die dem Krisenexperiment zu eigen<br />

ist, weist ihm eher den Platz eines alternativen methodischen Zugangs zu.<br />

Methoden sind nicht neutral. Sie wirken auf Problemstellung und<br />

Untersuchungsergebnis ein. Gerade in einem neoliberalen Diskursfeld sollen<br />

Fragen gestellt werden, die sich größtmöglich einer Formalisierung entziehen.<br />

Formalisierung zwingt zur Rationalisierung, was nicht-kommerzielle Bereiche<br />

aus dem Blickfeld verschwinden lässt.<br />

Doch zunächst soll eine Eingrenzung der Methode Krisenexperiment stattfinden.<br />

Das Krisenexperiment ist dem ethnomethodologischen Ansatz zuzuordnen. Die<br />

Ethnomethodologie betrachtet die Möglichkeiten sozialer Ordnung. Der<br />

ethnomethodologische Ansatz ist akteurs- und interaktionsbezogen. Er sieht das<br />

Individuum als aktiv an der Konstruktion sozialer Ordnung beteiligt, womit es<br />

nicht passiv den internalisierten Normen der Gesellschaft unterworfen ist. Der<br />

Sozialkonstruktivismus stellt die These auf, dass die Strukturen sozialer<br />

Handlungen nicht von der Kultur in die Welt gegeben worden oder<br />

vorgeschrieben worden sind, sondern sie werden permanent konstruiert,<br />

verhandelt, reformiert, modelliert und aus Bruchstücken eines „Rezept-Wissens“<br />

zusammengestellt. Es handelt sich hierbei um ein pragmatisches<br />

Zusammenstückeln von vorexistierenden Materialbrocken (vgl. Carlson 1996:<br />

49).<br />

Harold Garfinkel gilt als einer der bekanntesten Vertreter der<br />

Ethnomethodologie. Bei seinen pragmatischen Methoden konstituieren<br />

„common-sense actors“ ihre soziale Welt. Als bekannteste empirische Arbeit<br />

zählt die Studie von Garfinkel über die transsexuelle „Agnes“. Er beobachtete,<br />

wie „Agnes“ sich nach ihrer Operation zur Frau in das kulturelle Frau-Sein des<br />

Kaliforniens der 1960er Jahre einübte. Sie musste beispielsweise lernen, sich in<br />

argumentativen Gesprächen nicht durchzusetzen, sondern einzulenken. Sie<br />

musste und wollte es lernen, sich von Männern bestimmte Höflichkeiten<br />

gefallen zu lassen. Ihr Freund lehrte sie, nicht zu insistieren und nicht so oft ihre<br />

Meinung zu sagen, weil das unweiblich sei (vgl. Garfinkel 1967: 116-185). Die<br />

Beschreibungen von „Agnes‘“ Versagen bei geschlechtlich konnotierten<br />

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