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Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions

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„Der neue Geist des Kapitalismus“ (Boltanski/Chiapello 2003) zeichnet sich<br />

dadurch aus, dass er die „Künstlerkritik“ 3 der 1968er aufgreift. 4 Dies beinhaltet<br />

inzwischen, dass die meisten Künstler sich an prekäre Arbeitsverhältnisse<br />

gewöhnt haben. Adrienne Goehler beschreibt sie als die Avantgarde eines<br />

Prozesses, an den sich die Arbeits- und Lebensweise der gesamten Gesellschaft<br />

angleichen wird (vgl. Goehler 2006). 5 Unsere Aktionsforschung versucht die<br />

Vereinnahmung des Spiels erneut zu vereinnahmen. Die Leitung der<br />

Aktionsforschung überidentifiziert sich mit dem neoliberalen Diskurs und „tut<br />

so“ – im Sinne einer performativen Inszenierung –, „als ob“ sie ein<br />

‚Unternehmen ihrer selbst‘ ins Leben rufen würde. Das Unternehmen<br />

„<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ ist nicht als eine metaaufklärerische Überaffirmation<br />

zu verstehen, die wie in den Krisenexperimenten von Christoph Schlingensief<br />

auf einen „heilenden, kathartischen Wahrheitseffekt“ hinausläuft und durch<br />

„aggressives acting out“ sexistische Funktionsmechanismen unterbrechen<br />

möchte. Hinter seiner Herangehensweise steht die These, dass Rassismen und<br />

Sexismen ihre Wirkmächtigkeit dadurch erhalten, dass sie ungenannt bleiben,<br />

was in neoliberal-postfordistischen Regierungswesen nur noch teilweise greift<br />

(vgl. Diefenbach 2005: 30f.). Im Spiel mit Verfremdungen,<br />

Überidentifikationen, Überaffirmationen und Verfälschungen versucht das<br />

Unternehmen „<strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong>“ mit dieser politischen Intervention<br />

den Blick für Paradoxien und Absurditäten der diskursiven Figur der<br />

„Unternehmerin ihrer selbst“ zu schärfen. 6<br />

3 Die „Künstlerkritik“ bediente sich beim Surrealismus und aus dem Repertoire von Fest und<br />

Spiel, was sich u.a. in Sprachspielen zeigt. Sie wird von Kommentatoren als jugendlicher<br />

Ausbruch, als Wunsch nach Leben, Ausdruck und Freiheit verstanden. In ihr kommt<br />

Spiritualität, Auflehnung gegen Autoritäten, gegen die bürgerliche Familie und gegen die<br />

Hierarchien in der Familie im Allge<strong>meine</strong>n zum Ausdruck (vgl. Boltanski/Chiapello 2003:<br />

217).<br />

4 Mit Themen wie Emanzipation, Innovation, Freiheit, Spiritualität und Anarchie<br />

beschäftigten sich seit den 50er Jahren des letzten Jahrtausends in erster Linie die politischkünstlerischen<br />

Avantgarden wie „Socialisme ou barbarie“ oder die „Situationistische<br />

Internationale“ (vgl. Boltanski/Chiapello 2003: 217).<br />

5 Auch Georg Franck beschreibt mit seinem „mentalen Kapitalismus“ eine Dominanz des<br />

Kulturellen im Feld des Ökonomischen, wobei dabei beachtet werden muss, dass dies der<br />

Tatsache geschuldet ist, dass das Ökonomische in ehemals unökonomische Bereiche tritt (vgl.<br />

Franck 2005).<br />

6 Die Aktionsforschung <strong>Monkeydick</strong>-<strong>Productions</strong> bedient sich ähnlicher Taktiken wie sie im<br />

„Handbuch der Kommunikationsguerilla“ (autonome a.f.r.i.k.a. gruppe 2001) und in<br />

„transversal“ (Raunig 2003) beschrieben werden. Die Kriegsmetaphorik einer „Guerilla“ wird<br />

jedoch angesichts eines sich aufrüstenden neoliberalen Klimas, in dem von Target, Strategie,<br />

Zielkorridor, Erobern und Besetzen des Marktes, feindlichen Übernahmen sowie<br />

Kannibalisierung die Rede ist, als problematisch gesehen (vgl. Holert/Terkessidis 2002).<br />

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