Für meine Eltern Lena & Rolf - Monkeydick-Productions
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Ungleichheit zwischen den Geschlechtern wird zudem von den Sozialsystemen<br />
immer weniger abgefedert. Feminisierung von Armut und soziale Polarisierung<br />
sind die Folgen. Gleichzeitig führt es aber auch zu wachsender sozialer<br />
Ungleichheit innerhalb der Gruppen Frauen und Männer, was Iris Nowak bei<br />
ihrer Darstellung des Kinderlosen-Diskurses, indem Kinderlose und Familien<br />
gegeneinander ausgespielt werden, mit „Feminismus für die Elite – Familie fürs<br />
Volk“ (Nowak 2002: 459) betitelt (vgl. Acker 1992: 254; Kreisky 2001: 87;<br />
Michalitsch 2006: 127; Pfau-Effinger 1999; Soiland 2004: 102f.; Wilz 2002). 108<br />
Angesichts sich ständig verändernder Märkte scheinen sich die Unternehmen,<br />
die flexible Formen der Arbeitsorganisation, „flache Hierarchien“ und einen<br />
starken Veränderungswillen mitbringen, durchzusetzen. Da erscheint es doch<br />
äußerst nahe liegend, dass auch die Selbsttechnologien einem<br />
Projektmanagement gleichen. Projektgruppen kommen zusammen, um eine<br />
bestimmte Aufgabe zu bewältigen und nach deren Lösung wieder auseinander<br />
zu gehen. Ihre Funktionen bestimmen die Zusammensetzung sowie ihre<br />
Lebensdauer. Überträgt man dies auf das Verhältnis des Subjekts zu sich selbst,<br />
so erhält man die Vorstellung von einem multiplen und behavioristisch nach den<br />
Notwendigkeiten der Umwelt formbaren Ego.<br />
Da stellt sich die Frage, wie das Bild von einem pluralen und fluiden<br />
„Unternehmer seiner selbst“ mit der relativ starren Heteronormativität<br />
patriarchaler Restrukturierungen zu vereinbaren ist. Ausschließlich von einer<br />
patriarchalen Restrukturierung zu sprechen, berührt nur die eine Seite der<br />
neoliberalen Medaille. Denn neoliberale Politiken zeichnen sich insbesondere<br />
durch ihre Widersprüchlichkeit aus. Zu der Verschärfung einer patriarchalen<br />
Geschlechterordnung einschließlich ihrer Zwangsheterosexualität auf der einen<br />
Seite gesellt sich auf der anderen Seite die Flexibilisierung traditioneller<br />
Geschlechter- und Sexualitätsvorstellungen. Zwar haben die Grundlagen des<br />
homo oeconomicus einschließlich seiner männlich-heterosexuellen<br />
Implikationen weiterhin Bestand, aber gleichzeitig werden auch nicht-männliche<br />
und nicht-heterosexuelle Individuen als Unternehmer angerufen. Die Norm der<br />
Heterosexualität wird zugunsten leistungsbereiter, abweichender Individuen<br />
flexibilisiert. Da kommt die Widersprüchlichkeit neoliberaler Politiken zum<br />
Tragen. Ob weiblich, transsexuell, schwul oder lesbisch, alle sollen<br />
„Unternehmerinnen ihrer selbst“ werden.<br />
Ähnlich dem homo oeconomicus und damit die geschlechtliche Seite<br />
ausblendend, scheint der „Unternehmer seiner selbst“ kein Geschlecht zu<br />
besitzen. Bröckling stellt bei seiner Untersuchung von Managementliteratur<br />
jedoch eher eine Ambiguität fest. Obwohl in die Totalität des Marktes sowohl<br />
Frauen als auch Männer eingebunden werden, geschieht dies nicht im gleichen<br />
Modus. Erfolgsratgeber für Frauen proklamieren nicht nur einen „weiblichen<br />
108 In Bezug auf das Nord-Süd-Verhältnis vgl. Çaglar 2002.<br />
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